Nur wenige Menschen sind unterwegs, als wir an dem kleinen Fischmarkt vorbeifahren. Endlich ist die Nordostküste Sansibars zu sehen, nach einer Stunde im Bus, nach unserer Tour durch Stone Town. Wir sind ebenso müde wie aufgeregt. Der Indische Ozean, zwischen Palmen leuchtet er türkisblau. Intensiv.
Matemwe heißen der Ort wie das Hotel. Sabine und Ingo Stritter empfangen uns in der Lodge mit kühlem Kokonussssaft, genau da Richtige bei der tropischen Hitze, die uns umhüllt, die auf der Haut klebt. Nun stehen wir also da, mit der Kokosnuss in der Hand und schauen aufs Meer. Surreal, das Ganze. Unser Domizil für die nächsten Tage, ein Traum: luftige Bungalows auf einem Korallenkliff. Inklusive Hängematte auf der Terrasse.
Am Horizont zeichnen sich die Umrisse des perfekten Eilands ab: Wir sehen in Richtung Mnemba Atoll, beliebt bei Tauchern und Schnorchlern. Wir freuen uns schon auf die Bootstour dorthin. Auf den Sprung ins Aquarium, unsere Schnorcheltour. Auf die Delfine.
Aber zunächst mal inspizieren wir unsere Hütten. Außen Sofas und Hängematten, direkt am Wasser. Und von innen wirkt alles so authentisch. „Eine nachhaltige Struktur lag uns am Herzen“, fängt Ingo an zu erzählen. Er ist schon einige Jahre mit seiner Familie vor Ort und kennt sich aus.
Handwerker aus den umliegenden Dörfern haben die Dächer der Hütten nach Swahili Art aus Makuti, gewobenen Palmblättern, gedeckt, und sie bauten auch die Möbel und Hängematten der Bungalows.
Wasser wird recycelt
Auf Klimaanlagen konnte man in den einzelnen Gebäuden getrost verzichten – dank der speziellen Bauweise, die eine gute Zirkulation der Luft zulässt. Den Rest erledigt die Natur: Allabendlich sorgt eine frische Brise vom Meer her für Abkühlung.
Wasser wird gefiltert, recycelt, Müll getrennt und Energie gespart. Vor allem profitieren die Dörfer von der Nähe der Lodge: Es wird investiert. Und einige haben eine Daueranstellung im Hotelbetrieb gefunden.
Ein Teil der Tourismuseinnahmen wird über eine Stiftung in Schulbau, Wasserversorgung, Müllorganisation und den Bau einer kleinen Klinik für die Ortschaften investiert. Was Gold wert ist, denn immerhin ist Stone Town eine gute Stunde entfernt.
Wenn ein Gast hier auf Tuchfühlung gehen möchte, kann er sich von Mubarrak, dem Guide für die sieben Dörfer und Trainee im Hotel, herumführen lassen. Einfach mit den Menschen reden oder sogar einen Blick in die Schule werfen.
Jambo Bwana
Wir wollen das auch und hocken plötzlich wieder auf Schulbänken. Die lebhaften Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Jahrgänge stimmen das bekannte „Jambo Bwana“-Lied an. Extra für uns. Von allen Seiten werden wir neugierig beäugt. Die Attraktion.
Als wir mit Mubarrak am Strand entlang zur Lodge zurückgehen, folgen sie uns noch eine Weile. Manche Kinder bitten um einen Stift, wollen ein Foto oder versuchen ihre ersten Englisch-Kenntnisse an den Mann oder die Frau zu bringen.
In der Nacht regnet es kräftig, und ich merke, dass die durchlässige Dachstruktur meines Bungalows Konsequenzen nach sich zieht. Auch andere profitieren hier. Irgendein Lebewesen… Vermutlich hat es sich geradewegs über meinem Himmelbett platziert: Schmatzend, knackend und knabbernd, fast wie ein Nager – direkt über mir. Dass mir die Reste des Abgekauten nicht auf den Kopf fallen, muss am feinmaschigen Moskitonetz liegen.
Überraschungsbesuch
Als ich im Dunkeln nach der Taschenlampe greife, um den ungebetenen Gast unter die Lupe zu nehmen, sehe ich nichts als den reflektierenden Schein des Lichts im Netz. Stille. Die Aufklärung kommt erst am nächsten Morgen.
„Hier wohnen Bushbabies in der Nähe“, schmunzelt Familie Stritter. Flauschige kleine Halbaffen mit großen Augen, die nachtaktiv sind und sich auch schon mal über herumliegende Bananen in den Bungalows freuen. „Manchmal füttern wir sie gemeinsam mit den Gästen.“ Idylle pur. Wenn sich mein Gast wenigstens vorgestellt hätte!
Nach dem Schreck in der Nacht heißt es erst mal relaxen. In der Hängematte. Mit Blick auf dieses magische Türkis. Mit Nichtstun und Schwimmen vergeht der Tag im Paradies wie im Flug.
Abenddämmerung im Nordosten von Sansibar. Es herrscht Ebbe, ein Fischer repariert sein traditionelles Auslegerboot. Im Dorf Kigomani arbeiten fast alle Männer traditionell als Fischer. Mit dem Einsetzen der Flut sehen wir sie in ihren Dhows oder Ngalawas um das Riff herum aufs Meer hinaus segeln.
Wenn die Fischer zurückkehren
Mit etwas Glück hört man sie eines der alten Lieder singen, wenn sie mit dem Tagesfang zurückkommen. Die frisch gefangenen Garnelen, Hummer, Tintenfische, Thunfische oder Barsche werden später auf dem kleinen, überdachten Markt „Soko La Samaki“ oder an die Lodge verkauft.
Neben dem Dorfbesuch und einer Schnorchel-Tour mit Aussicht auf Delfine empfehlen sie uns eine geführte Kajaktour und einen Spaziergang übers Riff mit Guide und speziellen Schuhen. Klingt gut.
Für alles andere muss man Matemwe verlassen. Und wer tut das schon gerne? Höchstens für einen Spaziergang durch Stone Town mit dem unerhört gutgelaunten Juma. Nicht zu vergessen: die klassische Tour der Gewürze. Spätestens da wird uns nämlich klar, dass wir uns auf der Insel des Lachens befinden.
Text und Fotos: Elke Weiler
Mit Dank an Ethiopian Airlines und Matemwe Lodge für die Unterstützung dieser Reise.
sehr schön, möchte am liebsten gleich los :-)