Montags? Ruhetag. Ganz Pellworm scheint das Wochenende zu verlängern, zumindest das gastronomische. Einzig im Hauptort Tammensiel sowie an der Hooger Fähre ist etwas los, beziehungsweise gibt es geöffnete Lokale.
Aber die Ruhe und die Natur sind ja eigentlich das Beste an Pellworm. Deswegen lässt man das Auto am besten zu Hause und erkundet die Marschinsel per Rad oder pedes.
Der Fahrradvermieter kennt keine Ruhetage und hat für jeden das passende Zwei- oder Dreirad, mit oder ohne Anhänger, Korb, Rücktritt, was auch immer. Nur Schlösser hat er nicht, denn wie auf den Halligen gilt auch auf Pellworm: Hier kommt nichts weg. Und sollte doch zufällig mal ein Urlauber zum „falschen“ Rad greifen, bleibt eben dafür ein anderes übrig. Meistens.
Ich fahre in Richtung Leuchtturm, meist die erste Anlaufstelle einer Pellwormer Sightseeing-Tour. 41,5 Meter strahlt er rot-weiß über die Insel – und abends mit Beleuchtung. Schon seit 1907. Er gehört zur gleichen Familie wie der Hörnumer Turm sowie Westerheversand auf Eiderstedt.
Leider dürfen auf Pellworm nur Ehewillige samt Trauzeugen hinauf oder angemeldete Gruppen. Karten und Termine dafür gibt‘s beim Tourismusservice auf der Uthlandestraße. Zu Füßen des Turms beherbergt das Landhaus Leuchtfeuer gerne Hochzeitsgäste und mehr. Wer nicht gerade montags vorbeischaut, ist ein gern gesehener Gast für Kaffee und Kuchen. Oder abends für feurige Gerichte.
Die meisten Besucher radeln einmal um die Insel herum. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Auf dem Außendeich, immer mit Blick auf Watt, Meer und die eine oder andere Hallig, sind es zirka 25 Kilometer.
Wer auf den Innendeich ausweicht, schafft es schneller. Schön ist es auch, ab und an die Perspektive zu wechseln. Mal watt- mal inselbezogen zu radeln und zum Beispiel auf der Warft der Alten Kirche einen Stopp einzulegen.
Die Turmruine aus dem 13. bis 14. Jahrhundert war einst mit der Kirche verbunden – auch wenn hier mal ein Seeräuber von der guten Aussicht profitiert hat. Noch im zusammengebrochenen Zustand gilt sie als Wahrzeichen der Insel. Warften sind eben aus tonigem Kleiboden gebaut und können nachgeben.
Musikalisch Inspirierte zieht es oft wegen der Arp-Schnitger-Orgel zur Alten Kirche. Das 1711 geschaffene Werk des Barockmeisters ist das einzige noch erhaltene in Schleswig-Holstein.
Neben der Ruhe, der Weite, der guten Luft und barocken Musik hat sich Pellworm das Image der Öko-Insel hart erarbeitet. Kaum ein Bauer, der seinen Stall nicht für Photovoltaik nutzt und Strom ins Netz einspeist. Oder aus dem Vergären der Gülle seiner Rinder Energie gewinnt.
Zudem verwandeln zwölf Windkraftanlagen die meist frische Brise in Strom. Insgesamt produzieren die sonnen- und windverwöhnten Pellwormer doppelt soviel Energie, wie sie eigentlich benötigen. Man ist schon seit den 80er Jahren auf grünem Kurs, und so wurde auch frühzeitig in ein Hybridkraftwerk investiert.
Die landwirtschaftlich geprägte 1200-Einwohner-Insel übernimmt in Sachen Energie also eine Vorreiterrolle, was nun dazu führt, dass auf Pellworm mit einem intelligenten Stromnetz experimentiert wird. Aus den Erkenntnissen soll nicht nur die Region profitieren.
Ich düse noch ein Stück die Küste entlang und mache einen Abstecher zum Warft-Café, das von zwei Hamburgern erst in diesem Jahr eröffnet wurde und sich bereits großer Beliebtheit erfreut.
Denn was die schöne Insel am Leben erhält, ist das Engagement der Menschen, die hier leben. Sei es in punkto Fortschritt, Kultur oder Kulinarik.
Text und Fotos: Elke Weiler
Pellworm ist wunderbar.