Das Rudel wächst

Am Dockkoog

Regen. Sturm. Wieder akute Probleme mit dem Wetterfrosch! Auf das Löffelgesicht war scheinbar kein Verlass, denn Mats inhalierte die Bestechungsmaterie lieber selber. In einem Sonnenfenster trommelte ich bei meinem Verlobten an, doch Emil hatte die Bude voll. Sein Zuwachsrudel, bestehend aus Kindern und Kindeskindern von Schwiegermadame, nahm ihn sehr in Anspruch. Natürlich war ich ultra-neidisch.

Würde ein Dringlichkeitsantrag auf Rudelvergrößerung helfen? Zunächst kümmerte mich um banale Formalitäten in dieser Herzensangelegenheit. Doch dann jagte ich lieber der Sonne, dem Wind und der flotten Fritte hinterher.

Wir trafen die sympathische Labradine am Strand von Sankt Buddel-Böhl. Eigentlich hieß sie Frida, doch ihr Rudel hatte ihr diesen ebenso passenden wie schmissigen Kosenamen verpasst. Vielleicht könnt ihr euch irgendwie denken, woher die Ferienlutscher stammten? Eine kleine Vorahnung? Eben. Rheinländer. Da auch Fritte über ein aufregend großes Rudel verfügte, setzte sie sich alsbald ab.

So beschäftigte ich Madame mit Frisbeespielen und plante einen neuen Schachzug in Sachen Rudeloptimierung: Ich legte die Wurfscheibe einem sympathisch riechenden Lutscherpärchen vor die Füße. Der Typ zeigte sich höchst geehrt und zögerte nicht lange. Doch wo steckte Madame? Im Sauseschritt flog ich zu ihr hin, und wir tanzten unseren Meeresboogie. Keine Zeit für Wettermelancholie.

Am Dockkoog

Und jetzt alle Kollegen mal aufgepasst: Die kuriosesten Dinge passierten einem nämlich am Hundestrand des Husumer Dockkoogs. Erinnert ihr euch? An meine Begegnung der anderen Art: die Spazier-Frettchen aus meiner Story „Zeit für Bratkartoffeln“? Und kürzlich… das schöne, ungelenke Kalb? Pontus im „Wattwurmorakel“?

Hunde-Meeting, Dockkoog

Dieses Mal war es eine Invasion der Pinscher! Mit ihrer Ferienlutscherbegleitung waren sie eigens aus Dänemark angereist, um die nordfriesische Boomtown mit ihrer zahlreichen Anwesenheit zu beglücken.

Erst war ich leicht irritiert, doch nach einer Schrecksekunde warf ich mich in die Menge. Die Kollegen waren total scharf auf mein Frisbee! Nur in den Schlick durften sie nicht laufen. Ihre Lutscher hatten trotz Massenveranstaltung alles unter Kontrolle.

Und wenn man von Kälbern spricht… Kaum dass wir uns wieder auf den Rückweg machten, sauste der Irische Wolfshund Pontus den Deich runter. Staksig wie eh und je. Aber total süß mit seinen sieben Monaten und 45 Kilos!

Was die Pinscher-Invasion betraf, reagierte er exakt wie ich. Mehr noch. Er versuchte sogar, kurz hinter Madame Deckung zu suchen. Natürlich freute er sich, mich zu sehen. Aber zu weiteren Spielversuchen blieb keine Zeit.

Alles in bester Butter, als am Abend das Rudel wieder komplett war. Darüber hatte ich meinen Dringlichkeitsantrag fast vergessen. Aber wir wissen ja alle, wie langsam die Mühlen der Bürokratie gemeinhin arbeiten.

Die Überraschung

Wieso fuhren wir nicht nach Hause? Verwirrt starrte ich aus dem Fenster meiner Blechhöhle. Da! Dieser Baum kam mir bekannt vor. Oder doch nicht. Dieser Zaun! Ja, jetzt schwante mir etwas. Ich hatte so ein wohliges Gefühl im Bauch. Kennt ihr das?

Einmal nur war ich diese Strecke gefahren. Und es hatte mein Leben mit der Einschlagskraft eines Meteoriten verändert. Würden wir etwa… ? Mein Herz pochte vor Aufregung. Dann bogen wir ein. Ja, hier war es! Wieso gingen Madame et Monsieur allein hinaus? Ich verstand gar nichts. Da war doch… Königvati! Und vor meinem Geburtshaus – mir wurde ganz warm ums Herz – ein Paradies für Hundebabies. Bällchenbad, Wippe, Röhre, Häuschen. Trampolin, Sandkasten.

Das Rudel wächst: Bald kommt Janni.

Und wie viele Welpen tummelten sich da! Ich wollte raus! In der Menge baden, spielen, die Gadgets ausprobieren. Und was waren die Jungs und Mädels alle gut drauf! Zu gut. Mit anschwellendem Blutdruck beobachtete ich die Szenerie. Sie drohten Madame zu zerfleischen! NEIN!!!

Zum Glück kam Monsieur um die Ecke, um mich zu holen. Wir liefen zu einer Spielwiese, während Madame weiterhin in akuter Lebensgefahr schwebte… Wie wild sprang ich am Zaun auf und ab, doch er war zu hoch. Warum blieb Monsieur so cool? Die Plüschpiranhas ließen endlich von Madame ab, und … sie lebte noch! Königinmutti stand neben ihr und hatte alles im Griff. Sie ließ mir Knutschis übermitteln. Echte wären mir allerdings lieber gewesen als virtuelle!

Als wir zurückfuhren, zeigte Madame mir ein Foto von ihm: Janni. Er erschien mir etwas unscharf, aber mit der Zeit würde er bestimmt schärfer werden. Er war ja noch klein. Aber der Größte von allen. Und meine Lieben, könnt ihr es fassen? Manchmal werden Dringlichkeitsanträge in einem Affenzahn bearbeitet. Und genehmigt! Jipppiieeehhhjuchuuuu!

Text: Julchen (nach Diktat stundenlange Tanzeinlage zu „We will rock you“)

Fotos: Elke Weiler

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert