Unterwegs auf den Färöern

Sørvagur, eine jener kleinen Hafenstädte. Gibt es eigentlich Orte auf den Färöer Inseln, die nicht am Wasser liegen? Ich habe mich gleich am ersten Tag nach Sørvagur verirrt. Es muss an dieser Insel liegen, Mykines. Geschrieben erinnert es an das griechische Mykonos, doch ausgesprochen klingt es wie „Midschines“.

Dort treiben sich die Papageientaucher herum. Meist stehen sie da, posen mit kleinen Fischen im Mund, so meine Vorstellung. Werde ich es schaffen, sie zu sehen? Es ist nicht immer einfach nach Mykines zu gelangen. Die Wellen sind oft hoch, dann kann das Boot nicht anlegen.

Das Wetter schlägt schnell um auf der westlichsten Insel der Färöer. Regnet es in der Hauptstadt Tórshavn, kann auf Mykenes strahlender Sonnenschein sein oder umgekehrt. Aber ich bin gerade erst gelandet, habe ein Mietauto am Flughafen bekommen und versuche, mich auf den Wagen und das Land einzustellen.

Navi? Fehlanzeige! Es ist zwar eines integriert, doch die 18 Inseln im Nordatlantik existieren darin nicht. Ich möchte erst mal in die Hauptstadt fahren, und die ist zum Glück ausgeschildert. In Sørvagur drehe ich also um, blicke noch einmal in Richtung Mykines. Doch wie so oft hängen Wolken über den Inseln.

Richtung Mykines
Richtung Mykines

Danach geht alles ganz einfach. Auch in den kommenden Tagen merke ich, dass man ganz gut ohne Navi leben kann, zumindest außerhalb von Tórshavn. Und das Beste: Die Färinger fahren manierlich, 80 km/h sind außerhalb der Städte erlaubt, Autobahnen gibt es nicht.

Einmal geht mir der Wagen an einer Kreuzung aus, natürlich müssen zwei Autofahrer hinter mir warten. Der Letzte hupt, und danach passiert etwas Lustiges: Zur Strafe fährt sein Vorgänger extra langsam, denn hupen geht scheinbar gar nicht. Ich schaue in den Rückspiegel und muss grinsen.

Die Strecken sind gut ausgebaut, nur die spektakulären Ausblicke und die Schafe am Rand oder sogar auf den Straßen lenken mich immer wieder vom Fahren ab. Dann piepst der Wagen, wenn ich dem Mittelstreifen zu nahe komme.

Not my car
Not my car

Beim ersten Mal zucke ich noch zusammen: Ist das Auto kaputt? Sagen wir, elektronisch frisiert. Überall Kameras und Sensoren, ein Wunder der modernen Technik. Mit der Zeit gewöhne ich mich an die hysterischen Geräusche.

Einige Bergröhren muss ich durchqueren, sogar einen Subsea-Tunnel. Fast fünf Kilometer unter dem Nordatlantik! Ich wechsele dabei von der Insel Vágar auf die größte Insel namens Streymoy, wo Tórshavn liegt.

Um mich herum das Schwarzgrau des Basalts, endlos, wie in der dunkelsten Nacht, wäre da nicht die Beleuchtung. Doch dann das Licht am Ende des Tunnels. Die Welt hat mich wieder, die triefnassen Wiesen, die Berge, die bunten Häuser, der Nieselregen. Die Schafe. Und überall das Meer.

Nólsoy
Nólsoy

Hier und da ein paar Pferde auf den Wiesen – sind das die ersten Färöerponys? Ich werde mich später noch mit dem Thema befassen. Wie von unsichtbaren Mächten gesteuert finde ich mein Hotel ohne Navi mitten in Tórshavn. Es war ein langer Tag mit Zwischenstopp am Strand von Kopenhagen, müde falle ich ins Bett. Und über mir an der Wand: Papageientaucher. Mit Fischen im Mund.

Text und Fotos: Elke Weiler

Service
Mietwagen können direkt am Flughafen ausgeliehen werden, Preise siehe Anbieter. Eine 4-Tages-Travelcard für die blauen Überlandbusse und die Fähren (ausgenommen Mykines) kostet einen Erwachsenen 500 DKK. Innerhalb von Tórshavn sind die Fahrten mit den roten Bussen der Gemeinde gratis.
Die blauen Busse fahren nicht überall hin, zum Beispiel nicht nach Gásaladur, einem tollen Aussichtspunkt gegenüber von Mykines, der sich prima für ein Picknick eignet. Dorthin gelangt man mit dem Wagen über Sørvagur und durch einen 1700 Meter langen einspurigen Tunnel.
Atlantic Airways bietet einen Helikopter-Service für einige Inseln an, ein Flug von Vágar nach Mykines kostet zum Beispiel 145 DKK, Taxipreise also. Charterflüge mit dem Heli gibt es ab 417 DKK.


Mit Dank an VisitFaroeIslands, die meine Reise unterstützt haben.

14 thoughts on “Unterwegs auf den Färöern

  1. Hallo,
    vielen Dank, dass ich durch diesen wunderbaren Text und die Fotos in Gedanken reisen konnte. Bisher bin ich noch nicht auf den Färöer Inseln gewesen, aber sie geistern mir schon lange im Kopf herum. Die Landschaft ist einfach traumhaft schön.
    Lg aus dem Passeiertal

  2. Ist es nicht traumhaft, dieses entspannte Autofahren auf den Färöern? Ich finde, am Verkehr merkt man immer am schnellsten, ob irgendwo die Uhren anders ticken. Schafe am Wegesrand und überall das Wasser – Du hast die Atmosphäre so schön eingefangen, ich möchte gleich wieder dorthin zurück!
    Liebe Grüße, Sabine

      1. Obwohl wir eine Woche dort waren und das Wetter traumhaft war, hatten wir zum Wandern gar keine Zeit…..Vor lauter Terminen mit Musikern, Wollwebern, Bootsbauern….und dem Außenministerium! Bin gespannt auf deine Wandererzählung!

  3. Oha, die Inseln existieren auf dem Navi nicht? Öhm… Ich bin immer so orientierungslos. Meinst du ich bekomme das hin? Bin schon ganz kribbelig! Sonnige Grüße, Jutta

    1. Auf meinem jedenfalls nicht. Aber wenn ich das hinbekommen habe, kriegst du das zehn Mal hin! Nur aus Tórshavn heraus verfahren sich alle Touristen. Die netten Leute an der Tankstelle sind darauf eingerichtet. Gute Fahrt!!! P.S.: Ich fand ja den einspurigen Tunnel erst mal erschreckend…

    2. Auf Google maps exestieren die Färöer Inseln aber, wenn man sich den Ausschnitt vorher runter lädt, kann man sich super vom Handy navigieren lassen.

  4. Das Gummistiefel-Land! Es klingt traumhaft. (Ein bisschen wie Nordfriesland: Triefnasse Wiesen, Schafe und Meer :-))

    Da ich noch nie ein Navi besaß, wäre das für mich keine große Sache. Ich bin es gewohnt, mich zu verfahren. Aber ein einspuriger Tunnel?!!! Herrjemineh. Liebe Grüße, Stefanie

    1. Gummistiefel-Land! Du hast es mal wieder auf den Kopf getroffen, liebe Stefanie!!! Genau, in NF fehlen nur noch die schicken Berge, Schluchten, Sunde etc. ;-)

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