Il Papa. Ausnahmsweise schreibe ich das mal groß, eine Seltenheit im Italienischen. Dem Papst zu Ehren, auch wenn die Welt zur Zeit ohne ist. Siamo senza. Wir sind ohne. Senza soldi, morale, Papa. Ohne Geld, Moral und Papst. In dieser Misere hilft nun Teil 2 meines kleinen Italienisch-Kurses eventuell weiter. Vediamo, schauen wir mal…
Il Papa vive a San Pietro. Der Papst wohnt in Sankt Peter. Moment, das gibt’s doch auch hier – an der Nordsee! Der Papst ist aber noch nicht unter die Kitesurfer gegangen. No, no, no! Natürlich meinte ich den Petersdom in der Vatikanstadt. Il Vaticano. Va bene? Geht klar.
„Extra omnes!“, haben sie dort gerade im Vatikan gerufen, sie können nämlich Latein. Auch wenn ich dabei an Extra-Pommes denken muss, bedeutet es eher „Alle raus!“, wenn die Kardinäle sich in das hübscheste Wahllokal der Welt, la Cappella Sistina, zurückziehen.
Che bella, questa cappella! Wer das Glück hat, ohne eine große Menschentraube die Fresken von Michelangelo zu betrachten, ist wirklich privilegiert. Gli affreschi di Michelangelo: un miracolo! Ja, sie kommen schon ziemlich nah an ein Wunder heran.
Auch wenn die religiösen Auftraggeber im 16. Jahrhundert noch „scandalo!“ [’skan-da-lo] riefen – ein Wort mit Rhythmus und vielen Nutzungsmöglichkeiten! Als handfester Skandal galten die Fleischmassen am Himmel der Sixtina. „Tutti nudi!“ Ja, sie waren alle nackt, vor allem an der Stirnseite der Kapelle. Michelangelo hatte eben seinen Spaß an der Darstellung muskelbepackter Männer gehabt.
Glielo concediamo. Wir gönnen es ihm, und uns eine Pizza. In Rom sehr beliebt: Pizza al taglio [‚ta-ljo], ein Stück Pizza auf die Hand. Man unterscheidet erst mal rot oder weiß: „Pizza rossa o bianca?“ Mit anderen Worten, die erste Lage auf dem Pizzateig ist entweder Tomatenpüree oder nichts. La famosa pizza bianca. Römer lieben sie! Am besten gut gesalzen, ben salata.
Aus den kleinen „Pizza al Taglio“-Läden duftet es köstlich. Du wählst ein Stück Pizza, vielleicht mit Kartoffeln? „Un pezzo di pizza con le patate.“ Oder mit Zucchini? „Con le zucchine.“ [zu-‚kin-ne] Und Mozzarella. Die Sorten sind vorgegeben, dampfen in der Auslage oder noch im Ofen. Nel forno.
Wo wir gerade beim Essen sind: C’è un’altra specialità [spe-tscha-li-‚ta]. Es gibt noch eine Spezialität zum Mitnehmen, und die finden wir in den Castelli Romani. Wir verlassen also Rom. E prendiamo l’autobus o il treno per Frascati. Und fahren mit dem Bus oder Zug in die Albaner Berge.
Besonders im Sommer ist das sehr schön, wenn sich über der Stadt die Hitze staut. Che freschezza [ke fres-‚ke-za]! Und bitte schön genießen, sowohl die Frische in Frascati, als auch dieses Wort. Es hat Musik. Rollt das R und swingt mit! Che freschezza [ke fres-‚ke-za]! Was für eine Frische, hier oben in Frascati, einem der bekanntesten Dörfer im Hinterland von Rom. Nicht nur wegen des gleichnamigen Weins. Il vino bianco!
Wir laufen ein bisschen durch die Gassen und kleinen Plätze der Stadt „le piazzette della città“. Da sehen und riechen wir sie auch schon: „Porchetta“ [por-‚ke-ta] Nichts für Vegetarier! Es handelt sich um gekräutertes Spanferkel, das als Rollbraten in Scheiben geschnitten und mit Brot an kleinen Ständen verkauft wird. „Buon appetito!“
Mit dem „panino“, also Brötchen, setzen wir uns am besten an den Tisch einer Cantina. Ja, ein Weinkeller hat oft auch Tische draußen, und zuweilen darf der Gast selber etwas mitbringen. Wir bestellen „un bicchiere di vino bianco“ und genießen die Aussicht.
Auf Rom oder die umgebenden Hügeln und Castelli. Ein Glas Weißwein – natürlich servieren sie Frascati. Und vor Ort schmeckt er einfach am besten. Prost! Cin cin! Zum Wohl! Alla salute!
Noch mehr Castelli: Im nahen Ariccia sollen sie die angeblich beste Porchetta fabrizieren. Für Kulturfreaks lohnt sich der Besuch allein wegen der schönen Kirche von Bernini. Oder Nemi. Ein oberhalb des magischen Sees Lago di Nemi gelegener Ort, der sich ganz auf Walderdbeeren spezialisiert hat: le fragoline di bosco.
Mein Tipp: Jedes Jahr im Juni steigt die Sagra delle Fragole, das Erdbeerfest. Es überrascht mich immer wieder, in Pasta oder Brot verarbeitete Früchte zu sehen. Ich mag die „fragoline“ am liebsten pur, con panna, mit Sahne. Oder als Kuchen: torta alle fragole. In einer kleinen Bar am Hang, mit Blick auf den See und das Tyrrhenisches Meer, il Mar Tirreno, am Horizont.
Torniamo all’inizio. Kommen wir zurück zum Anfang. Il Papa! Wenn der neue Papst gewählt ist, weiß er schon, auf welchen Flecken der Castelli Romani er sich im heißen römischen Sommer zurückziehen wird: Castel Gandolfo.
Hier bewirtschaftet der Vatikan nämlich eine hübsche barocke Anlage mit Blick auf den Albaner See. Eine Sommerresidenz mitten in der Altstadt: il Palazzo Pontificio.
Ma dov’è il Papa? Wo bleibt der Papst nun? Papa Francesco c’è. Es gibt ihn. Habe ich zuviel versprochen?
Alla prossima! Bis zum nächsten Mal!
Text und Fotos: Elke Weiler
Teil 1 verpasst? Der Beginn des Italienisch-Kurses führt mitten durch Rom. Und in Teil 3 geht es ins wunderbare Genua.
Hach, Roma. An die ewige Stadt habe ich schon vor langer Zeit mein Herz verloren. Beim Erdbeerfest war ich noch nie, habe aber schon öfters davon gehört. Düfte ja wirklich einen Besuch wert sein.
Hallo Max,
ja, das Erdbeerfest, oder überhaupt Nemi! Es liegt so toll an diesem See…
Hola,
vielen Dank für den sehr informativen Artikel und vor allem für die wirklich klasse Fotos. Es hat mich gefreut ihn zu lesen.
Viele Grüße aus Spanien.
Sinceramente suyo
Grandaris C.
Molto bello Deine Fotos! Me piacciono :-) und der Italienischkurs ist auch fantastico !
Mille grazie, cara Nicole!!! Alla prossima! :-)
Hach, alleine wegen dem Porchetta muss ich da mal hin. Oder der Pizza rossa o bianca. Alleine dass es sich hier fast nur um Essen dreht ist schon eine Reise wert. Und Erdbeeren…
Hach.
Liebe Grüße
Christina
Danke dir, liebe Christina! Ja, das mit dem Essen ist ja in Italien eine ganz zentrale Sache… ;-) LG, Elke