Nur noch Schneeflecken im lustigen Leopardenmuster auf dem Deich. Julchen und ich fraßen die Reste kiloweise weg und liefen rülpsend über das kalte Gras.
„Hallo Himmel!“, riefen wir. „Wir brauchen Nachschub! Dringend!“ Julchen hielt mir ein Stöckchen vor die Nase und flitzte dann wie ein Schneehase auf Speed davon. Sie machte mich verrückt. Stöckchen schmeckten einfach besser als quabbelige Plastikscheiben.
Natürlich versuchte ich grundsätzlich, Julchen auch das Frisbee zu entwenden. Sie liebte Laufspiele, während ich ausschließlich auf Zerrspiele stand. Stundenlang trotteten wir dann mit einem Plastikteil durch die Gegend. Inzwischen gewann ich bei Zerren meistens – das war das Wichtige.
Julchen erzählte mir von ihrem neuen Auftrag für eine Servicegeschichte. Sie sollte über hundefreundliche Hotspots der Gegend berichten. Dort wo die Lutscher gerne ihren Kaffee schlürften, während unsereins gemütlich unterm Tisch lag.
Mir wurde die Ehre zuteil, einen davon auszutesten, als wir in Husum waren. Madame et Monsieur suchten sich einen extra großen Tisch – passend zu meiner Figur. Die Inhaberin verwechselte mich zunächst mit Julchen, was mir nicht ganz einleuchtete.
Was glaubte sie denn? Dass meine Schöne in die Breite gegangen war und sich die Haare färbte? Egal. Madame et Monsieur klärten sie auf. Und Ende hörte ich für meine Performance im Café nur Lob aus Lutschermündern. Wie artig ich wäre. Und so gemütlich.
Sie hatten andere Erfahrungen gemacht. Sie hatten Julchens Welpenzeit im Kopf. Aber ich war und blieb nun mal der gemächliche Typ. Außer wenn Julchen sich in bestimmten Situationen näherte – dann konnte ich wahrhaft zur Furie werden.
Ich erkannte mich dann selbst kaum noch. Aber Fressen war nun mal heilig. Und bestimmte Orte. Durchbrach meine Süße die Bannmeile, hatte ich mich nicht mehr unter Kontrolle. Was von Lutscherseite sofort sanktioniert wurde. Ich verstand mal wieder nur Ackergülle, entschuldigte mich aber standardmäßig.
Wieder fuhren wir nach Dithmarschen, wo sogar die Schafe den Kohl auf Fennen fraßen. Da sich unsere Blechhöhle einigen Lutschern auf der Straße fast geräuschlos näherte, ließen Julchen und ich ein Warnkonzert vom Stapel. „Wie gut, dass die Hunde mitdenken“, meinte Madame. Na also. Wir freuten uns immer, wenn wir uns ein bisschen nützlich machen konnten.
Am Deich bei Wesselburenerkoog hoppelten wir wie die Hasen über die Gräser. Julchen fand einen Schatz, doch Madame et Monsieur waren anderer Meinung. Als artiger Hund ließ ich davon ab, während Julchen mit dem Kadaver in den Gräsern verschwand. Sie wollte sich mal so richtig schön wälzen.
Ich liebte das auch und war nachher ein bisschen neidisch auf ihr Parfüm. Sie erzählte mir, dass man im Dithmarschen immer die besten Duftnoten fände. Der Hammer wäre mal so ein Fischzeugs gewesen, angespült vom Meer. Ein wahres Wunder.
Danach wollten Madame et Monsieur sie allerdings nicht zurück in die Blechhöhle lassen und hielten während der Rückfahrt die Luft an. Lutscher waren ja zuckersüß, doch oft schwer zu verstehen. Schließlich ging nichts über gepflegtes Einparfümieren.
Plötzlich hatte uns der Himmel erhört! Aus den Fenstern der Blechhöhle blickten wir auf dicke magische Flocken, die das ganze Land in mein ach so geliebtes Wunderweiß tauchten.
Doch was für ein Beschiss, wie Julchen gerne sagte. Am nächsten Tag raffte ein bösartiges Tauwetter die Herrlichkeit ruckzuck weg. Julchen meinte, der Wetterfrosch wäre auf Urlaub, und wir könnten nichts tun. Sie hätte eh keinen guten Draht zu ihm, weil das Katertier einst die für den Frosch bestimmten Fliegen selbst inhaliert hätte.
Es wurde ein historischer Morgen. Als ich aufwachte, verspürte ich erstmalig keine Lust auf Holz. Auch der noch nicht vollendete Korb konnte mich nicht reizen. Etwas in mir hatte sich verändert und mein Körper reagierte stark darauf. Ich war noch im Pyjama und wollte partout nicht raus. Ackergülle!
Madame meinte, ich hätte wohl im Dithmarschen etwas Schlechtes gefressen. So fühlte ich mich auch, nur anders. Monsieur erinnerte sich an die Worte von Königinmutti… Ja, was hatte sie denn gesagt? Dass ich eines Morgens mit diesem verdammten Druck aufwachen würde?
Julchen zockelte vorbei, und es haute mich schier von den Plüschsocken. Plötzlich erschien sie mir dermaßen sexy, meine Julischka, obwohl gerade erst aufgewacht. Ich schnupperte ein bisschen an ihrem Hals, doch sie zeigte mir die kalte Schulter. Alles war höchst verwirrend.
Monsieur meinte, ich wäre jetzt ein Mann. Sie kicherten blöd. Was war daran lustig? Der Druck legte sich langsam, und ich konnte mich wieder normal bewegen. Alles was ich wollte, war spielen. Einfach Happy Hippo sein. Pipi machen.
Und prompt hielt Julchen mir ihre Schweineprinzessin vor die Nase. Sie war die Einzige, die mich in diesem Moment verstand. Als ich mir größtmögliche Normalität wünschte. Julchen war eben Julchen. Ein Glück, dass ich sie hatte!
Text: Janni (nach Diktat über einen Austausch unter Männern nachgedacht. Kumpel Balou in Berlin! Was meint er wohl dazu?)
Fotos: Elke Weiler
Hey Großer, wenn Du ein Männergespräch suchst … frag mich, ich bin gerne für Dich da! Falls das nicht reicht, sind da ja auch noch Rudolph, Heinrich, Wilhelm und Freddy, sie haben sich natürlich ebenfalls sofort für einen reinen Männer-Klönschnack angeboten.
Wir sehen uns ja sowieso bald!?
PAPA!!!!!
Ja, ich freu‘ mich schon WAHNSINNIG!!!!! Wir machen eine tolle Männerrunde, raufen, saufen und schnacken. ;-)
Das wird HERRLICH!!!!
Dicke Knutschis an ALLE!!!! Ihr seid die BESTEN!!!
Dein Janni-Baby