Himmelschafundmeer!

Alles lief schief.

Kaum war das Rudel wieder komplett, packte Madame blitzschnell ihren Koffer und verdünnisierte sich. Warum fuhren wir nicht mal alle zusammen weg?

Das Löffelgesicht war schuld. Angeblich konnten wir den kleinen Mats noch nicht allein lassen. Dabei machte Mister Kater in der letzten Zeit doch so auf erwachsen!

Aufgrund der Ereignisse fiel auch die Knutscherei mit Königinmutti ins Wasser, wahrscheinlich musste ich jetzt eine Privataudienz beantragen. Ganz zu schweigen von dem langersehnten Besuch auf Rømø, jener ultraschicken dänischen Insel.

Dort verpasste ich einen Superstrand voller Hummelhunde, meine Geschwister Alma und Mogli sowie die Sylterin Caro, die extra mit der Fähre angereist war. Stattdessen hieß es wieder Monsieur und Mats hüten, die ohnehin schwer unter einen Hut zu bringen waren!

Aber es kam noch dicker.

Die Occupy-Bewegung! Bis an den Everschop hatte man sich ausgedehnt. Wo ich sonst sorglos mit Emil über das grüne Gras tobte, wo wir uns zärtlich in den Nacken bissen und allerlei unpolitische Dinge taten, war plötzlich das Seepferdchen am Tanzen.

Bildlich gesprochen. Genauer gesagt, hatten sich impertinente Wollknäuel gleichmäßig über den Deich verteilt und blökten stur ihre Parolen vor sich hin.

Lockerer Hundetreff am Ordinger Beach

Keine Ahnung, wie die Message hieß. Sollte ich etwa Schafisch lernen? Vermutlich nahmen diese Paarhufer sowieso jede Demo mit. Getreu dem Motto: Dabeisein ist alles! Monsieur versuchte sie komplett zu ignorieren, betont unbeeindruckt zogen wir weiter.

Doch die Sache konnte nicht gut ausgehen. Wer auch nur den Hauch einer Ahnung von der Wollknäuel-Bewegung hatte und ihren friesischen Sturkopf kannte, wusste das. Ein erfahrenes Chefschaf stellte sich uns quasi in den Weg. Ich wies es kurz und scharf zurecht, doch man stellte sich taub.

In diesem Falle hielt ich es für opportun, hinter Monsieur Stellung zu beziehen und uns den Rückweg frei zu halten. Durch eine kleine Trickserei von Monsieur, die mich schwer beeindruckte, kamen wir dennoch weiter.

Ich musste mir das merken, falls ich mal einem Schaf, Bären oder Elefanten in einer ausweglosen Situation begegnen würde: Einfach auf die Hinterpfoten stellen, die Vorderpfoten hochreißen und „Hau ab!“ rufen. Du liebe Scholle!

Alles synchron: planschen, laufen, wälzen...

Ich sah Monsieur jetzt mit anderen Augen. Aber ich vermisste Madame auf Schritt und Tritt. Endlich kam sie wieder! Damit sie auch dablieb, machte ich auf süßester und bravster Hund der Welt.

Und es winkte Belohnung! Denn tags darauf trafen wir Bruder Mogli und Onkel Big am Ordinger Strand. Die beiden fanden es hier viel schöner als auf Rømø, aber das musste am Wetter liegen.

Meine Erfahrungen mit Dänemark waren stark von der dortigen Gastfreundlichkeit und dem fairen Verhalten gegenüber unsereins geprägt. Bei der nächsten Gelegenheit würde ich mein Rudel in die Blechhöhle packen und jene Insel oberhalb von Sylt ansteuern!

Doch erst einmal standen diverse Stöckchenstreits, Plitschiplatschi und Dünenstunts mit Bruderherz an, der mir total relaxt und ausgeglichen begegnete. Nur ein winziges Mal versuchte er seine Beißerchen in meinen Plüsch zu bohren, ansonsten verzichtete er auf männliches Imponiergehabe. Von einigen Böllerbellern mal abgesehen.

Man sah Mogli förmlich an, wie gut ihm die Seeluft tat. Immerzu wälzte er sich im Sand. Unverständlicherweise stand er aber nicht auf den genialen Duft und Geschmack von Aas.

Der gemeine Dünenhund: Kuckuck, wo bin ich? Wo bist du?

Das lustvolle Wälzen gehörte natürlich auch zu meinen bevorzugten Beachaktivitäten, und so erfanden wir eine neue Disziplin: die Synchronpanade. Besonders effektiv nach dem Stöckchenholen im Wasser. Dann blieb der wundervolle, feine Sand gleich kiloweise im Plüsch hängen.

Mit Tanzen und Buddeln konnte Brüderchen nach wie vor nicht so viel anfangen. Aber was soll‘s, wir kamen auch so ganz gut miteinander zurecht. Und konnten noch ein paar Kollegen auf Urlaub zu flotten Spielchen animieren.

Langsam begann ich, die Ordinger Wüste mehr zu lieben als mein Sankt Buddel. In der Ferne der Westerhever Leuchtturm, das wilde Rauschen des Meeres und der endlose Sand. Die Muscheln, der Seetang, ein bisschen Plastikmüll. Der Wind im Plüsch.

Kein Wunder, dass Mogli seine Ferien verlängern wollte! Vor allem, als ein paar Stockenten über unsere Köpfe hinwegdüsten. Ich kam nicht umhin, meinem Bruder zu stecken, dass ich mehr oder weniger in einem Vogelparadies lebte…

Text: Julchen (nach Diktat ihr Interesse an einer Wildgänse-Exkursion im Katinger Watt bekundet)

Fotos: Elke Weiler

2 thoughts on “Himmelschafundmeer!

    1. Meine liebste Santana,

      wie süß von dir! Grüß‘ mir dein lustiges Rudel!

      Freu‘ mich schon drauf, irgendwann irgendwo mit dir zu buddeln, zu hüpfen und zu fliegen!

      Knutschis, Julchen

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