Meinen Lieblingsplatz in Husum erwähnte ich bereits? Der Dockkoog, der äußerste Zipfel meiner Heimatstadt Husum. Natürlich ist es zu Hause am schönsten – bei meinem Rudel: Madame, Monsieur und den sieben Rennplüschen. Von dort aus konnte ich fast bis zum Dockkoog gucken, aber nur von der ersten Etage aus. Und den Hundestrand konnte ich gar nicht erkennen. Nur die Schiffe und Kutter, die ein und aus fuhren.
Apropos gucken: Neuerdings hatte ich einen Job. Ich schaute nämlich ein bisschen nach den Pferden, die vor meiner Nase weideten. Na ja, es war kein offizieller Auftrag. Aber wenn ich mich so doch ein wenig nützlich machen konnte?
Manchmal bewegten sich die Pferde unzulässig. Oder sie stritten. Dann schritt ich ein, wuffte laut und kräftig. Und alles war wieder in Butter. Das verschaffte mir eine gewisse Befriedigung. Madame et Monsieur hatten allerdings wenig Verständnis für mein ehrenamtliches Engagement. Mit unangebrachten Pfui’s versuchten sie, meine zielgerichteten Aktionen zu unterbinden.
Wie ich in solchen Fällen reagierte? Nun, man musste die Sache von der jeweiligen Situation und dem Tonfall abhängig machen. Natürlich konnte ich unzulässige Aktionen der Pferde vor meiner Nase nicht genehmigen! Aber manchmal hörte ich auch auf meine zwei Hübschen – allein um eventuelle Sanktionen zu vermeiden. Doch ich würde mich freuen, wenn die beiden etwas mehr Verständnis für meine verantwortungsvolle Tätigkeit mitbrächten.
Nun zurück zum Dockkoog. Madame et Monsieur trauten meinen putzigen Pfötchen scheinbar noch nicht so viel zu, deswegen fuhren wir jedes Mal mit der Blechhöhle zur Westspitze des Stadtgebietes. Voilà, das Wattenmeer! Grasende Schafe auf Deichen, piepsende Vögel auf Sandbänken und ab und zu die Nordsee zum Schlecken nah. Zweifelsohne mein Lieblingsmeer. Außerdem das einzige, das ich bislang kennengelernt hatte.
Aber mit der Nordsee war es nicht immer einfach. Ja, man kann schon sagen, wir hatten hier und da einen handfesten Streit. Nichtsahnend lief ich über die Wiesen am Dockkoog, näherte mich der steinernen Befestigung am Rand, da spritzte es mich plötzlich nass! Ja, Himmelschafundmeer, hatte ich ihm etwas getan? Fassungslos stand ich davor. Platsch! Volltreffer! Schon wieder!
Langsam wurde ich stinksauer. Und bellte los. Was erlaubte sich das Meer mir gegenüber? Madame et Monsieur versuchten mich zu beruhigen, doch ich wuffte mich regelrecht in Rage. So was konnte das Meer nicht mit mir machen! Wenn ich plitschiplatschi machen wollte, dann tat ich das. Aber einfach so Nassspritzen verstieß gegen alle Regeln!
Also geigte ich dem Meer meine Meinung, hielt einen langen Vortrag über Fairplay, soziales Miteinander, gegenseitige Achtung. Schließlich mochte ich das Meer ja. Aber alles hatte seine Grenzen. Und Madame machte einen Film.
Anderntags war wieder Ruhe im Karton. Scheinbar hatten meine Ausführungen das Meer erreicht, es hatte sich ein bisschen zurückgezogen und ließ mir Platz, durch den Schlick zu laufen. Das Meer war freundlich und spritzte nicht. Ich liebte es, lief ohne Bedenken hinein, bis meine Pfoten unter Wasser standen. Außerdem schmeckte es lecker wie immer.
Ich war allein mit Madame unterwegs, als uns plötzlich ein anderer Hund folgte. Es stellte sich heraus, dass meine Namensvetterin scharf auf meine Leckerlis war. Meinetwegen konnten wir teilen. Hauptsache, diese andere Jule spielte mit, und wir konnten gemeinsam über die grünen Wiesen des Dockkoogs jagen. Natürlich war es mit ihr nicht so wie mit meinem Freund Buddy.
Ganz unter uns: Ich freue mich schon auf den nächsten Ausflug mit ihm! Aber pssst… !!!!
Text: Julchen (sich nach Diktat aufs Plüschohr gehauen und ein bisschen geträumt. Von Buddy und dem Meer.)
Fotos: Elke Weiler