Sommer in Kopenhagen. Den Volksauflauf am Nyhavn, der wohl bekanntesten Stelle der ganzen Stadt, toppen nur noch die farbig hervorstechenden Fußballfans.
Wir schieben uns durch stehende, sitzende, wartende Massen, die entweder die Ufer des sogenannten neuen Hafens bevölkern, weil es hier so schön ist. Oder das Gleiche wollen wie wir: eine Bootstour. Genau zwei der langen, flachen Touristenschaukeln liegen an, denn da gibt es ja auch noch die malerischen Nostalgieschiffe in Nyhavn.
Dafür aber bewältigen die Boote den internationalen Gästeandrang spielend leicht dank beachtlichem Fassungsvermögen und häufigen Abfahrten. Lange warten müssen wir also nicht, selbst an der Kasse geht alles ganz schnell. Das nächste Boot ist schon startklar, Guilia wartet auf uns.
Dreisprachig durch Kopenhagen
Alle Touren werden in Dänisch, Englisch und einer dritten Sprache geführt. Da wir nicht bis zur Abfahrt der zusätzlich in Deutsch gesprochenen Tour warten wollen, ist nun Italienisch unsere dritte Sprache. Das Boot schippert los, und Giulia aus Milano führt uns versiert zu den bekanntesten Ecken, Gebäuden, Türmen und Viertel von Kopenhagen.
Quasi akzentfrei und in wunderbarem Singsang, der sich besonders positiv bei üblicherweise nicht gesungenen Sprachen wie Englisch und Dänisch auswirkt. Um die babylonische Atmosphäre noch zu verstärken, redet neben mir eine spanische Kleinfamilie in die nicht geführten Pausen.
Maravilloso! Das Boot schippert gemütlich und beinah lautlos durch die Kanäle und unter die niedrigen Brücken hindurch. Hier und dort winkt man uns zu, manchmal winken wir sogar zurück. Die neue Oper, Amalienborg, der Schwarze Diamant (in Form eines schicken Gebäudes), das Nationalmuseum, die Holmens Kirche – wir lassen nichts aus.
Am meisten ist natürlich bei der Kleinen Meerjungfrau los, die wir von der Wasserseite und damit von seitlich bis hinten betrachten dürfen. Wir haben die besondere Ehre, sie (zumindest kurzzeitig) geschmückt zu erleben. Mit einem Hawaiikranz um den Hals. Schwarzrotgold, beziehungsweise gelb.
La Sirenetta
Der „Lille Havfrue“, wie sie auf Dänisch heißt (danke, Giulia!), macht das nichts aus. Zu Fußballzeiten ist sie solche Scherze gewohnt. Nun, sie hat Schlimmeres durchgemacht wie Farbattacken, Amputationen und Enthauptungen. Doch nun wird alles gut, denn „La Sirenetta“ (in Giulias Muttersprache) hat ein männliches Pendant bekommen.
Leider müsste die „Little Mermaid“, um es zu treffen, ein Stück den Øresund hinauf schwimmen – bis zum Hafen von Helsingør, wo der Edelstahljunge Han aufs Meer schaut. Oder sich mit einem Boot dorthin bringen lassen. Wir jedenfalls kehren nach einer Stunde auf dem Boot zurück nach Nyhavn und werfen uns mitsamt Fahrrädern ins Samstagnachmittagsgetümmel.
Ciao Giulia e mille grazie!
Text und Fotos: Elke Weiler
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