Love in the Hafencity

Schiffe, Schiffe, Schiffe. Eine Matrosenkoje. Wonderful eyes! Wo war ich?

Dublin? Kopenhagen? Hamburg? Mein Juni lief über vor Reisen, Eindrücken und Überraschungen, mir schwirrte der Kopf wie die Rastazöpfe beim Headbanging.

Und nun das. Ich kuschelte mich ganz dicht an das süße Schlafschaf in Zimmer 606. Es war der Hammer! Nie hatte ich etwas Hübscheres gesehen, ein weicheres Fell gefühlt, in süßere Ohren geflötet.

Wir quasselten die ganze Nacht, während in der Ferne die Möwen schrien. Mit Schlafen war nicht viel, hoffentlich bekam die Kleine deswegen keinen Ärger. Irgendwann hörten die Dampfer auf zu tuten, ein Hauch von Dunkelheit legte sich über die große Stadt, den Hafen, die Elbe.

Es war fast Mittsommer. Pure Reggae-Beats schwirrten durch die Luft, mitten in der Hafencity. Zimmer 606. Could you be loved? And be loved???

Luis und sein Mädel
Einfach Liebe

Was für eine Party! Zuvor hatten wir mit den Fans im Portugiesenviertel gefeiert, die Chefin, Miss Dänemarkreisen, meine Wenigkeit und sehr viele Portugiesen.

Man hatte das Viertelfinale erreicht und war komplett aus dem Häuschen. Natürlich freute ich mich mit den Jungs, konnte es aber kaum erwarten, zurück in die Hafencity zu kommen.

Eine Utopie am Wasser

What a feeling! Dass die hübsche Kleine dort auf mich wartete, machte mich total fertig. Hunger hatte ich eh nicht. Und wenn es an jeder Ecke nach gegrilltem Fisch roch, konnte mich das als Veganer kaum umhauen.

Zwischen Confetti-Regen und Feuerwerk brachen wir auf, warfen noch einen Blick auf die halbfertige Elbphilharmonie, die so unwirklich aussah. Ein Märchen, eine Utopie am Wasser.

Luis in Hamburg
Am Hafen

In der U-Bahn hatten plötzlich die Fanfarben gewechselt. Schwarzrotgelb jetzt. Wir standen wie die Ölsardinen zwischen den Vermummten. Und dann fingen die Fans auch noch an zu hüpfen, dass die Waggons nur so wackelten!

Das Leben, ein einziges Abenteuer. Hier der Abgrund, in den wir hätten stürzen können. Und da diese Wahnsinnsnacht, die dem Überleben folgte. Wie konnte ich meinem Lieblings-Schlafschaf am nächsten Tag „Adios“ sagen?

Gehen oder bleiben?

Einfach so, wie ein Seemann, der von Hafen zu Hafen zieht… Es klang so banal. Ich startete einen Versuch bei der Chefin: Warum nahmen wir die Kleine nicht einfach mit?

No way! Die weiße Plüschine versuchte mich zu bequatschen: Sie hätte nun mal ihren Job und ich meinen. Es half alles nichts.

Luis tankt Sonne
Verliebt

Ich musste wieder hinaus, zu den Landungsbrücken, aufs Boot, nach Övelgönne, an den Strand. „Bloß nicht in den Sand legen!“, lautete die Anweisung der Chefin. Sie hatte es satt, dass ich ihr andauernd die Taschen samt Inhalt verrieselte.

Check it, baby! Also legte ich mich notgedrungen auf den harten Stein. Ein bisschen Sonne tanken – gemeinsam mit dem Schlafschaf wäre es ein Traum gewesen! Die Elbe im Hintergrund, Wellen, Schiffe, Möwen.

all this crazy shit

Sollte ich gar in Hamburg bleiben? Einen neuen Job suchen? Vielleicht konnte ich auch als Schlafschaf arbeiten, zusammen mit der Kleinen. Just dreaming, dreaming of me and you…

Mitten auf der Elbe stand ein Typ auf einer Boje. Ohne sich zu bewegen, die ganze Zeit. Nur manchmal drehte er sich ein bisschen. Oder war es die Boje? Das musste Kunst sein.

Luis auf dem Schiff
Auf der Fähre

Yeah, ich liebte meinen Job. All this crazy shit. Wir gingen zum Strandkiosk und relaxten ein bisschen, doch ich hatte nicht mal Lust auf ein Bier. Auf der Rückfahrt mit dem Verkehrsschiff sollte ich mich dann so richtig reinhängen, das erforderte volle Konzentration.

Meine Zöpfe wirbelten im Fahrtwind, die Leichtigkeit des Seins hatte mich wieder. Jetzt bloß nicht in die Elbe fallen – ich musste die Kleine doch wiedersehen! Irgendwann! In diesem Moment kam sogar die Sonne raus und lachte von einem Ohr bis zum anderen.

Liebes Schlafschaf aus Zimmer 606: Ich möchte dir noch so viel erzählen! Eine Nacht hat nicht gereicht. Muchos besos, mi querida.

Und an alle anderen: Wenn ihr mal nach Hamburg Hafencity kommt: Grüßt die Kleine, drückt sie von mir und gebt ihr bitte einen dicken Kuss!

Herzlichst, euer

Luis Maria Fernando da Silva Santos

P.S.: Oh no… Jetzt macht die Chefin tatsächlich Terz, weil ich zuerst Kopenhagen schreiben sollte. Aber es gibt halt Dinge, die einem unter den Klauen brennen! Oder?

Fotos: Elke Weiler

5 thoughts on “Love in the Hafencity

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert