Werbung – Kennzeichnung aus Gründen der Transparenz, da die Kosten dieser Pressereise von Saint Lucia Tourism und Condor übernommen wurden.
Es gibt diese Orte mit hoher Intensität, als würden sie eine Art Energie ausstrahlen. Vielleicht liegt es an den Menschen, vielleicht an der atemberaubenden Landschaft. Oder an der unter der Erde brodelnden, vulkanischen Aktivität. Es gibt diese Orte, die dir auf Anhieb so vertraut sind, als würdest du sie schon lange kennen.
Von David habe ich euch schon erzählt. Ein Rastafari, der auf Saint Lucia lebt und uns quer über die Insel bis nach Soufrière gebracht hat. Zum dritten Mal bin ich nun hier. Und wie der Zufall so will, ist es wieder David, der uns begleitet. Der fährt, als gäbe es keine regennassen, rutschigen Böden, die der Van nur schwer hinaufkriechen kann. Der niemals unsicher wirkt, wenn er seine Gäste herumkutschiert.
Wir sind unterwegs zwischen Canaries und Anse la Ray, als wir am Rande der Straße halten. David hat einen typischen Imbiss für uns ausfindig gemacht: Cassava-Brot. „Schon die ersten Siedler auf der Insel, die Kariben, stellten Brot aus Maniok her“, erzählt der Rastaman. In der Hütte finden wir Varianten mit Kirschen, Zimt, Rosinen, Stockfisch und Bananen. Im Innern gart in einer Riesenschüssel der Nachschub auf Bananenblättern.
Köstliches Cassava-Brot
Ich probiere die Stockfisch-Variante, bin jedoch schon nach der Hälfte pappsatt. „Das Cassava-Brot half einst den Arbeitern, die schwere Arbeit auf den Plantagen zu überstehen.“ David fügt noch hinzu, dass wir nun also gestärkt genug dafür sind, und lächelt.
Schon auf der Nachbarinsel Martinique haben wir frittierte Bällchen aus Maniokmehl und Stockfisch, sogenannte „accras de morue“, probiert und für köstlich befunden. Maniok gilt als Grundnahrungsmittel in Südamerika und in der Karibik. „Als Kinder haben wir Maniokmehl zusammen mit Milch gefrühstückt“, meint David. „Es gibt so viele Zubereitungsarten. Maniok ersetzt das Brot und bildet eine Schlüsselrolle in unserer Ernährung.“
Das Mehl sei außerdem lange haltbar, wenn es an einem trockenen Platz lagert. Und dann gäbe es da noch so eine Art Aberglauben: „Vor dem Pflanzen streut man etwas Maniokmehl auf die Felder, damit alles gut gedeiht. Ein alter Mythos.“ David ist in Babonneau zu Hause, wo sein Vater einst Maniok und Bananen anbaute, Kühe und Schafe hielt.
David liebt das langsame Leben inmitten der Natur. Zwar arbeitet er als Fahrer, doch sein Wunschtraum wäre eine eigene Farm. Pflanzen wachsen zu sehen, Kräuter zu züchten, Tiere zu halten. Das Wissen um die Wirkung von Kräutern hat er von seiner Großmutter, bei der er quasi aufgewachsen ist. „Man kann so viel mit Kräutern machen: entgiften, das Immunsystem stärken, sie bei unterschiedlichen Krankheiten anwenden.“
Natur-Apotheke
Die Moringa-Pflanze beispielsweise sei gerade sehr beliebt. Nicht nur als Energielieferant in Speisen, nein, sie könne sogar gegen Krebs eingesetzt werden. Doch oft fehlt das Wissen. David meint, während Stadtmenschen eher die Apotheke aufsuchten, konsultierten Landbewohner ihre Großmutter. David scheint das ganze Wissen seiner Oma absorbiert zu haben, schließlich half er ihr schon im zarten Alter von fünf Jahren im Garten.
Der heute 46-Jährige schätzt besonders die Ostküste von Saint Lucia. Weniger Verkehr, keine Fabriken, keine großen Generatoren. Doch die Insel sei nirgendwo „überentwickelt“. Und in der Natur zu leben ist für David gleichbedeutend mit Freiheit. Genau das hat ihn angespornt, ein Leben als Rastafari zu führen. Ein Großteil seiner Familie lebt schon lange in den USA. Doch das Leben dort wäre ihm zu schnell. So kommt seine Familie eher zu Besuch nach Saint Lucia als umgekehrt.
Im alten Fischerdorf Anse La Raye halten wir an. David sagt, der Name geht auf die Stachelrochen zurück, die früher zuhauf in der Bucht schwammen. Auf der zentralen Straße sind ein paar Verkaufsstände zu finden, doch mich zieht es an den Strand. Boote liegen vor selbstgebauten Slipanlagen im Sand, ein paar Hunde laufen herum, und ein älterer Mann kommt auf mich zu. Er lebe schon immer im Ort, sagt er und kramt ein paar Brocken Deutsch hervor, als er herauskriegt, woher ich komme.
Schlammbaden
„Sie fischen hier noch wie vor 100 Jahren“, erzählt er über Anse La Ray. Das scheint zumindest teilweise zu stimmen, denn gängige Fischernetze sind ebenfalls zu sehen. „Wart ihr schon in Soufre?“, beginnt der 62-Jährige seinen Fragekatalog für Gäste. „Der warme Wasserfall? Das Schlammbad?“ Ja, sage ich.
Zumindest haben wir die Schwefelquellen im sogenannten Drive-in-Vulkan von Soufrière dampfen sehen, sind im Badebereich bis zum Hals in die heiße, schlammgraue Brühe gestiegen und haben uns schließlich kreativ mit Schlamm bemalt. Diese Muster haben wir dann in der warmen Brühe mit Mühe wieder abgewaschen. Aber so ausführlich berichte ich dem Mann am Strand nicht.
Am Ende besteht er darauf, dass ich Fotos von ihm mache. Das scheinen alle Touristen zu wollen, von denen ich mich also nicht sonderlich unterscheide, auch wenn ich zum Arbeiten in der Karibik bin. Und ja, mir wäre nach mehr. Mehr als arbeiten und noch mehr hinter die Kulissen schauen.
Über Tamarinde
Mehr über Kräuter erfahren und über das kreolische Erbe der Insel. Ich begnüge mich erst einmal mit einem Foto von David, der mich dafür vor einen Tamarindenbaum lotst. Abgesehen davon, dass Tamarinde im medizinischen Bereich nutzbar sei und gegen Bluthochdruck wirke, ließe sich auch ein Snack daraus machen.
Zurück in Soufrière. Wir sitzen in einem kleinen Lokal namens Fedo’s, das etwas versteckt im Randbezirk der Stadt liegt und für seine Rotis berühmt ist, gefüllte Fladenbrote. Doch selbst die vegetarische Variante ist mengenmäßig schwer zu bewältigen, wenn auch sehr lecker.
Es ist November, und also herrscht Sturmzeit im heimischen Nordfriesland, während sie in der Karibik fast vorbei ist. Saint Lucia wurde verschont vom letzten Hurrican. David erzählt aber, wie er als kleiner Junge einen Tropensturm im Haus seiner Großmutter erlebte. Er wachte nachts auf und blickte geradewegs in den Himmel. Der Sturm hatte das Dach abgetragen.
Mehr Stürme
Und nun der Klimawandel, der im Atlantik die Wassertemperaturen steigen lässt. Mega-Stürme wie Irma nehmen zu. Barbuda, die Schwesterinsel von Antigua, wurde von Irma 2017 zerstört und befindet sich immer noch im Wiederaufbau. Nicht alle der ehemaligen Einwohner sind zurückgekehrt, vor allem viele der Jüngeren bleiben lieber auf Antigua, wo sie größere Chancen für ihre Zukunft sehen. Doch birgt der Wiederaufbau eine Chance, wenn man in Nachhaltigkeit investiert.
Die in Saint Lucia anstehenden größeren Investitionen, die unter dem neuen Premier beschlossen wurden, sehen wie das genaue Gegenteil davon aus. Im Norden der Insel soll ein Delfinpark entstehen, im Süden wird Land an Investoren verpachtet: Eine Rennbahn ist in der Planung. Als würde Saint Lucia irgendetwas davon brauchen! Seine Schätze sind die Pitons, das flirrende Grün einer überbordenden Natur mit all ihren Bewohnern. Pfeifende Frösche, die dich in die Nachtruhe singen. Und Menschen wie David.
Text und Fotos: Elke Weiler
Tausend Dank an unsere Begleiterinnen quer über zwei karibische Inseln, Petra und Kareen – auch für ihre tolle Organisation vor Ort.
Und nicht zuletzt an David, der nicht nur ein exzellenter Fahrer sondern auch ein wandelndes Insel-Lexikon ist, und dem ich die Erfüllung seines Traums in naher Zukunft wünsche!
Was wir noch so auf Saint Lucia getrieben haben, könnt ihr bei der Kollegin Madlen auf Puriy nachlesen. Über wunderbare Dinge wie Canopy, Nachtschnorcheln und Kakao-Tänze.
Was für eine schöne Karibikinsel! Müsste man einmal kennenlernen
Ja, super schön. Mit einer unglaublich reichen Natur ausgestattet.
Ich habe mich so sehr in die Insel verliebt, daß ich vor einigen Jahren die Insel zu meiner Heimat gemacht habe.
Mein Lebensgefährte ist ebenfalls Rastafarian und genau wie David schwört er auch auf Naturheilmittel.
David ist ein ganz Netter. Ich denke, daß Ihr sicher auch von meinem Fahrer Dillon absolut begeistert sein würdet. Er ist ebenfalls Rastafarian und meine Gäste lieben ihn.
Ich habe den Eindruck, auf Saint Lucia kennt jeder jeden! Dann ganz herzliche Grüße und vielleicht trifft man sich mal! :-)
Einfach toll diese Natur!