Wellen, Wind und Wüstentänze

Ein Tag hätte voll und ganz gereicht. Oder keiner. Doch drei lange Tage für ein Little Blogger Meeting – das war der Gipfel! Zunächst versuchte ich, den lästigen Kollegen Luis komplett zu ignorieren. Aber der Typ nahm sich Frechheiten sondergleichen heraus. Saß mitsamt Wampe breit auf dem Tisch – direkt neben einem köstlich duftenden Schäferbrot!

Wir nahmen ein leichtes Lunch in der Nähe des Westerhever Leuchtturms ein, wo der Wind einen fast weg blies. Schlecht für so ein Fliegengewicht mit Rastalocken! Für unsereins natürlich kein Problem.

Mich inspirierte und energetisierte der Wind. Ich hüpfte höher, schneller, weiter. Und hörte schlechter. Aber Monsieur war für alle Eventualitäten gerüstet: Er hatte die Pfeife mitgenommen.

Ertönte das grässliche, schrille Geräusch, das einem durch Mark und Bein ging, hieß es, sofort alle Aktionen abzubrechen. Militärischer Gehorsam. Yes sir, I can Boogie! And Botanik, too.

Im Frühling vertiefte ich nämlich meine Pflanzenkenntnisse rund um die grüne Kralle. Beziehungsweise Nase. Hatte ich eine Blume, einen Grashalm, oder was auch immer darauf lag, ausgiebig gescannt, markierte ich kurzerhand.

So merkte ich mir die schon inspizierten und registrierten Pflanzen. Wie immer hatte ich alle Pfoten voll zu tun, und konnte mich nicht noch um aufdringliche Typen kümmern, die mir nur an die Wäsche wollten.

Wer als Vierbeiner den Vorderpfotentaps nicht beherrschte, fiel eh durch das Raster. Auch dieser Typ, der uns am Deich begegnete. Umso besser, dass am folgenden Tag der Sippentreff auf dem Programm stand. Denn bei so viel Verwandtschaft war die Hoffnung auf ein Tänzchen immens.

Endlich fuhren wir auf die Ferienlutscherinsel Rømø – mein Traumziel seit drei Ewigkeiten. Mit Madame et Monsieur hatte ich ja schon das nahe Tønder kennen und lieben gelernt. Vor allem der erstklassige und herzliche Service gegenüber unsereins hatte mich nachhaltig beeindruckt.

Auf Rømø war das nicht anders. Wer bekam zuerst sein Wässerchen? Moi! Wir drehten eine Runde in Havneby, bevor wir den Strand mit der Blechhöhle enterten.

Und dann sah ich sie auch schon: Chrissie, Theo und den kurzen Freddy. Sogar Mama Erna war mit von der Partie! Meist klebten mir drei hartnäckige Verehrer am Plüschende. Allen voran der schöne Wilhelm, den Monsieur verzweifelt versuchte unter Kontrolle zu bringen.

Und dann die beiden süßen Jungs aus dem letzten Hummelwurf: Seamus und Paule. Ja, sie konnten ihn, den Vorderpfotentaps! Paule war sanft und cool. Meist lief er mit einer Schwertmuschel im Maul herum, Typ kubanische Zigarre. Ich nannte ihn nur noch Che Paulara.

Julchen auf Rømø
Wenn der Sippentreff rund läuft.

Wer hätte ihn oder den frecheren Seamus nicht sofort adoptieren wollen! Mit diesem Schmelzblick und dem Flauschpelz. Aber sie waren mit ihren sympathischen Rudeln fest verbandelt und hatten extra zum Sippentreff die weite Fahrt nach Rømø auf sich genommen.

Beziehunsgweise zu Euer Hoheiten. Königinmutti freute sich wie Bolle, mich zu sehen. Und ich erst! Ihre Massagen… immer noch 1A! Erinnerungen an eine verschmuste Kindheit kamen hoch…

Mama Erna war hübsch wie eh und je. Und sie liebte Kuchen. Immer wieder versuchte sie mit allen Mitteln, Madame davon zu überzeugen, ihr aktuelles Kuchenstück herauszurücken. Doch wie wir alle wissen, war mit Madame nicht zu scherzen, wenn es um Süßes ging.

Sie aß alles selber, und Erna behielt ihre gute Figur. Derweil relaxten meine Verehrer im Schatten, und ich demonstrierte dem Clan meine einzigartige Buddeltechnik. In Nullkommanix hatte ich eine der Blechhöhlen unterkellert. Auf eine derart raffinierte Weise, dass sie nicht direkt umkippte.

Zwar würde das zugehörige Rudel möglicherweise Probleme beim Rausfahren bekommen, aber ich konnte mich nicht um alles kümmern. Wilhelm rückte mir wieder auf die Pelle, der alte Schlawiner.

Als einziger heller Hund der versammelten Sippe wälzte ich mich bei jeder Gelegenheit im Sand, so dass wir nachher fast alle gleich aussahen.

Paule war doch nicht so ruhig, wie ich dachte. Als erster wollte er drei nette Ferienlutscher verwarnen, die sich uns näherten. Typisch Mann. Alles, was Testosteron im Blut hatte, tat es ihm gleich. Und die Rudel waren damit beschäftigt, den Weltfrieden wieder herzustellen.

Leider nahmen sie uns nicht mit zum Pommesessen, sondern überließen uns die Bewachung des Parkplatzes bei den Fress- und Shoppingbuden. Es hatten sich doch tatsächlich Schwarzhosen hierher getraut!

Juchen und Luis
Was will das nichtsnutzige Rastaschaf?

Obschon ziemlich platt von Sonne, Sand und Sippe wusste ich, was zu tun war. Und nächstes Mal, liebe Familie: drei Tage Rømø statt drei Tage Bloggertreffen!

Das nichtsnutzige Rastaschaf hatte sich sowieso nur im Sand gefläzt und später demonstrativ an einem Zaun eingehängt. Sehr sportlich! Aber ich hatte noch einiges mit ihm vor – der letzte Tag des Gipfels stand bevor.

Ohne Sippe in St. Buddel-Böhl verlagerte ich meine Hauptaktivität aufs Buddeln. Genauer gesagt einbuddeln. Wenn ich Luis bis hierhin nicht los geworden war, schien es die letzte Chance zu sein.

Der Strand war weit und lutscherleer. Es würde also kaum auffallen, wenn ich das Bloggerschaf hier irgendwo… Leider hatten Madame et Monsieur mich ständig unter Beobachtung. Was mich tröstete: Luis würde mächtig Ärger kriegen, weil er völlig verdreckt war.

Aber dann traf ich ein sympathisches Ausflugsrudel mit Retriever-Pudel-Mix Cleo und Westi-Havaneser Anni. Was für ein Glück! Cleo war erst acht Monate alt, und hatte – ihr glaubt es nicht – den Vorderpfotentaps drauf! Mein Tag war gerettet.

Am Ende war ich zu müde, um durch die Luft zu fliegen wie Luis. Sollte er doch im Meer landen… Ich hatte keine Ausbildung als Rettungshund. Versandeten Rastaschafen war eh nicht zu helfen.

Text: Julchen (nach Diktat Familienzuwachs mit Tanzkenntnissen und die Abschaffung von Blogger Meetings beantragt)

Fotos: Elke Weiler

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert