Wolke auf Wiese

Alles hat ein Ende. Abgesehen davon plädiere ich in punkto Würste für Endlosigkeit.

Aber jetzt mal im Ernst: Ich musste einen Schlussstrich ziehen, damit es wieder aufwärts ging. Ein letztes Mal ging ich also mit Madame zu allen möglichen Postannahmestellen: Schobüll, Dockkoog, Husumer Hafen.

Julchen – verzweifelt im Hafen

Sogar die Seeleute, die dort vor Anker lagen, fragte ich nach einer Flaschenpost. Nichts. Nada, niente, rien. Nun war der Zeitpunkt gekommen, ich konnte nicht ewig und drei Tage warten.

Es half auch nichts, sich mit dem versuchten Mopsen von Madames verführerisch duftenden Schokoküssen abzulenken. Aus unbekannten Gründen war Monsieur diesbezüglich mehr Erfolg beschieden.

Ich musste eine Entscheidung treffen. Definitiv. Mein Leben sollte keine Warteschleife werden. Um diesem Wendepunkt visuellen Ausdruck zu verleihen, tat ich, was viele Frauen in so einer Lage taten: Ich ging zum Friseur.

„Weg mit den Zotteln!“, empfahl ich. „Alles ab!“ Sonnenklar, dass mit dem liebreizenden Look für eine ganze Weile Sense wäre. Aber ich hegte die Hoffnung, dass meine Fans sich nicht auf Äußerlichkeiten kaprizierten.

Wenn sie die wahre Chachaputi liebten (ich berichtete), mochten sie mich auch im geschorenen Schafslook. Die Wolle wollte ich für einen guten Zweck spenden.

Madame verknotete neuerdings Fäden mit einer ausgefeilten Technik – unter Zuhilfenahme asiatischer Bambusstäbchen. Vermutlich zweckentfremdete Essstäbchen.

Es war wie Zauberei. Denn am Ende entstanden zusammenhängende Dinge, die im Winter wärmten. Sofort war mir klar, was mit meinem Resthaar entstehen sollte: ein Winterpulli für Monsieur!

Denn das Fest der Liebe nahte. Und ich wollte all meine Aktivitäten meinem Rudel widmen. Was sollte ich nur für die Rennplüsche organisieren? Sie liebten Verstecke.

Vielleicht konnte jemand mit dem Kleinholz, das ich aus den Gartenmöbeln fabriziert hatte, etwas Nettes für die süßen Möpse bauen. Oder sollte ich einigen, etwa dem lustigen Pepe, ein Diätcoaching zu Gute kommen lassen?

Zwei Stunden beim Friseur!

Während ich mir den Kopf wegen der Weihnachtsgeschenke zerbrach, erreichten wir Garding City. Hier lebte und arbeitete meine Friseurin. Sicher wartete sie schon – mit einer scharfen Schere in der Hand.

Drei wirbelnde Terrier bildeten das Empfangskomitee, einer von ihnen erinnerte mich an den guten alten Freddy von der Hummelwiese, Papas und Mamas Kumpel.

Vielleicht würde ich sie bald alle sehen! Ob sie mich auch als Schaf wiedererkannten? Zunächst einmal nahm ich meine Umwelt nur noch durch einen Schleier wahr: Meine Top-Stylistin hüllte mich in Schwaden von Sprühnebel ein.

Und dann ging es los. Wollbausch um Wollbausch schwebte zu Boden, wo Assistent Hajo interessiert schnüffelte. Pfoten weg!, dachte ich nur. Der Plüsch ist bereits verplant.

Die Spezialistin bearbeitete mich mit diversen Werkzeugen. Erst ganz zum Schluss zückte sie eine Schere und säbelte ein bisschen herum. Eigentlich hatte ich keine Lust mehr auf die endlose Prozedur, da warf ich einen Blick in den Spiegel: Eine weiße Wolke mit zwei Augen blickte mich an.

Süüüüüüüüüüüüß! Wenn nach dem zweistündigen Beackern immer so ein hübsches Ergebnis herauskam, würde ich auf der Stelle eine Zehnerkarte erwerben.

Schließlich rannte Monsieur auch einmal im Monat zum Friseur. Und ich bin eine Frau. Eine Wolkenfrau. Ich fühlte mich gut, wie neugeboren. Leichtfüßig wie ein Hase. Das pralle Leben wartete auf mich!

Das Glück liegt auf der Wiese

Zur Entspannung fuhren wir nach Nordstrand. Und mir wurde schlagartig klar: Das Glück lag auf der Wiese, nicht in einer Flaschenpost.

Text: Julchen (nach Diktat im Gras gewälzt)
Fotos: Elke Weiler

4 thoughts on “Wolke auf Wiese

  1. ….gut so Julchen…ich warne schon seit Jahr und Tag vor Typen mit Namen wie Comic-Helden…
    …ALLE dubios!

    Sehr schick übrigens, Deine neue Frisur (…ist doch neu, oder…?) und trägt auch nicht so auf… jetzt , da doch noch Bikiní-Figur gefragt ist …in Euren bisher etwas nass-frischen Breitengraden!

    Du fehlst mir doll, ich hätte auch sehr gut noch etwas weibliche Unterstützung bei unserem Beardietreffen brauchen können, sind nämlich ganz schön frech unsere Jungs!:-)

    Ich habe aus Frust über Dein Fernbleiben übrigens noch die eh schon morbide Sommerbepflanzung des
    Obst- und Gartenbauvereins platt gesessen, sodass meine Madame denen auch noch ’ne Kollektion Erika
    spendieren durfte…

    Ich bin mir sicher, nächstes Mal wird sie sich argumentativ noch besser ins Zeug legen, wenn’s drum geht, Euch gen Süden zu bugsieren, gelle?:-)

    Tschüssle,

    Missy (nach Diktat im Branchenbuch nach „Hundefriseuse“ und „Parship-for-dogs“ gesucht)

    1. Missy! Altes Haus! Schön, von dir zu hören.

      Wir hätten die Jungs auf der Monsterparty ganz schön aufgemischt, glaub‘ mir! Mogli hätte sich empfindlich an alten Zeiten erinnert, bevor er sich in Pools und so werfen ließ… ;-) Natürlich war ich überhaupt nicht einverstanden, sich von so einem Mega-Event einfach auszuschließen, aber mit einer Ausgleichszahlung von einer Packung Rinder-Dörrfleisch waren alle Beteiligten erst mal ruhig gestellt. Zufrieden ist anders!

      Ja, so ein Friseurbesuch macht Kopf und Körper frei – ich hab‘ jetzt auch meine sportliche Seite entdeckt und bin über sämtliche Hindernisse hinweg ins Wasser gehüpft. ;-)

      Und Typen gibt’s ja wie Sand am Meer! Obwohl Popeye natürlich… na ja, Schwamm drüber!

      Apropos Meer… Wann kommt ihr denn wieder??? Soll ich unseren Strand schon mal checken, damit sie dort nix verändern?

      Gärtnerisch werde ich demnächst auch stark tätig werden, dann kannst du mir ein paar Tipps geben, mit welcher Technik man in welche Richtung arbeiten kann. ;-) Ich werde mich dagegen verwehren, dass sie die Büsche abholzen. Dort kann man sich nämlich super verstecken!

      So long, Schwesterherz! Bald muss ich wieder in die Tasten hauen lassen, damit sich das Modellstehen/sitzen/etc. in der prallen Hitze auch gelohnt hat!

      See you, und vergiss‘ nicht, mich auf dem Laufenden zu halten!

      Dein Julchen

      1. JUUUULCHEN!!!

        Hör mir jetzt gut zu: Die dürfen nix abholzen…!!!!! Man kann sich sensationell gut unter den Büschen verstecken und zur Krönung dann, das ganze Grünzeug am Fell reinschleppen,
        nach dem Motto:
        „Schöner Wohnen…Holen sie sich Ihren Garten ins Wohnzimmer!!!!“ :-)
        Dolle Sache! Sieh zu, dass Du Dich erst drinnen schüttelst, hast Du kapiert!!???

        Ja bitte, sei so gut und sieh nach unserem Strand!
        Mein Strandkorb ist der horizontal stehende, unter dem Du seinerzeit ein 8m tiefes Loch gegraben hast, quasi der Einzige mit Unterkellerung…:-) Den findste gleich wieder!

        Ich möchte natürlich so schnell wie möglich kommen, muss mal in Verhandlung treten, nach der Nummer mit den Erikas, reden wir nur das Nötigste…:-)

        Ich träume von einem Geschwistertreffen an unserem Hundestrand, bitte sei darauf vorbereitet, dass unser Bruder Mogli ständig und vor jeder sich bietenden Linse mit seinem jugendlich durchtrainierten Körper
        dem Meer entsteigt…er arbeitet an einer Karriere als nächstes Model für Davidoff Cool Water…es hieß ja, nach all den aalglatten Typen jetzt mal ein Langhaariger…bleibt mal abzuwarten, ob irgendeiner so riechen will, wie Mogli, wenn er nass ist…uiuiuiui:-)

        Sollte er groß rauskommen, stellen wir uns daneben…wenn nicht, dann auch!!! Abgemacht?

        So, jetzt gehe ich mal in meinen Garten…eben hat nämlich Deine Namenscousine die Bude gekehrt…

        Keep you posted!!!:-)

        Missy (nach Diktat nochmal raus, nochmal rein, nochmal geschüttelt..:-))

        1. Missybaby,

          du hast wirklich Ahnung von botanischen Dingen!

          Und die Mogli-Bande will auch gen Norden reisen? Sehr cool. Wir werden den Jungs zeigen, wie man richtig buddelt. Voller Sand stinken sie dann auch nicht mehr!

          Leider hab ich gerade auch ein paar Probleme: Madame war stinksauer, weil ich die Rennplüsche aufgemischt habe. Monsieur auch. Dabei hab ich sie nicht angetastet! Ich wollte nur, dass sie rennen. Erpel Enzo und die Plüschtiere rennen gar nicht. Aber dann kommen diese beiden Spielverderber und Schluss-aus-basta.

          Dafür hab ich dann die Sägespäne im Haus verteilt. Genau wie du mag ich übertriebene Sauberkeit drinnen nicht.

          Oh, jetzt scheint sich was zu tun: Aufbruchstimmung. Anscheinend steht ein Trip an, ich muss loohoooooosssss! Mein Job ruft. Ich hoffe, sie packen auch die guten Leckerlis ein.

          Knutschi, altes Haus! Bleib sauber!

          Dein Julchen

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