Nach unserem ersten Abenteuer, der wilden Schlauchboot-Tour mit Knut zum Gezeitenstrom Saltstraumen bei Bodø, verschlägt es uns nun in ruhigere Gewässer. Jedenfalls bemerken wir auf der MS Vesterålen den Wellengang der Norwegischen See kaum.
Unsere Hurtigruten-Strecke startet: Vier Stunden lang bekommen wir ein Gefühl für die alte Postschiffstrecke und steuern ganz klassisch auf dem Seeweg die Lofoten an. „Die mittlere Generation“, meint Elisabeth fachmännisch, unsere Begleiterin aus Solvær, der größten lofotischen Stadt. Sie spricht von unserem fahrbaren Untersatz, einem Schiff aus den 80er Jahren, das gut 500 Passagiere an Bord nehmen kann.
Nach der Ausfahrt aus dem Hafen Bodøs stürmen wir erst einmal das Buffet und probieren neben Rentierfrikadellen auch den ersten norwegischen Trockenfisch – eine echte Spezialität der Gegend und als Exportschlager auch das „Gold der Lofoten“ genannt.
Trocken ist der Fisch allerdings in der kulinarisch aufbereiteten Form nicht mehr – vielmehr höchst saftig! Elisabeth beginnt, über die Wale zu erzählen – ein schier unerschöpfliches Thema in Nordnorwegen. Außerdem wird die Walsafari am letzten Tag unserer Norwegen-Reise gewiss ein Höhepunkt werden. Auch wenn wir dann schon nicht mehr auf den Lofoten verweilen.
Aber dazu später. Jedenfalls kann Elisabeth von Pottwalen, Grindwalen, Zwergwalen, Buckelwalen und Delfinen berichten. Orcas hingegen seien zuletzt nicht mehr gesichtet worden – aber wer weiß, ob sie nicht wieder auftauchen! Dann allerdings nicht jetzt, im Sommer, sondern eher in der kühleren Jahreszeit.
Nachdem wir das Schiff erkundet haben, lassen wir uns vorne im Panorama-Salon nieder, um auch ja nichts zu verpassen. Wir sollen gegen 19 Uhr Stamsund erreichen und freuen uns schon sehr auf die spektakuläre Natur der Inselgruppe nördlich des Polarkreises.
Etwa anderthalb Stunden nach dem Ablegen der MS Vesterålen springen alle aus ihren Sesseln und stürmen auf die Außendecks: Grindwale! Die Reise beginnt also vielversprechend, mit dieser wä(h)lerischen Eskorte. Die Pilotwale scheinen unser Schiff noch eine Weile zu begleiten, wenn auch mit sicherem Abstand.
Während das Schiff in gemächlichem Tempo, also nie schneller als 15 Knoten, den Vestfjord durchzieht, zeichnen sich die spitzen, schroffen Bergprofile der Lofoten immer deutlicher am Horizont ab. Schneegekrönt, wolkenverhangen – wie gut, dass wir die Winterjacken eingepackt haben! Da ertönt auch schon die Durchsage: Wir laufen Stamsund an.
Während die meisten Hurtigruten-Passagiere auf dem Schiff bleiben, angeln wir nach unseren Koffer und gehen an Land. Hier erwartet uns Paolo, ein auf den Lofoten gestrandeter Italiener, mit einem Schild in der Hand. Damit ihn auch keiner verpasst.
Auf dem Schild steht in mittelgroßen Lettern: Lofoten. Alles klar, capito. Danke, Paolo! Mit dem Bus und unserem italienischen Guide im Gepäck steuern wir unser erstes Ziel auf der Inselgruppe an: das Fischerdorf Nusfjord.
Ein Glück für alle, die immer schon mal in einer Fischerhütte nächtigen wollten.
Text und Fotos: Elke Weiler
Mit Dank an Innovation Norway, die diese Reise ermöglicht haben.
One thought on “Die Grindwal-Eskorte”