Wir sind mitten in der Wüste. Sand, Sand und noch mal Sand. Gleich hinter den Dünen geht es los. Salzwiesen? Nicht im Norden von St. Peter. Salzwiesen gibt es im Ortsteil Bad, wo eine Holzbrücke über die weiten, prieldurchzogenen Groden bis zum Strand führt.
Wir fahren mit dem Auto über die Ordinger Wüste, nur hier ist das möglich. Zwar kostet das Parken auf dem Sand extra, doch es lohnt sich. Gleich beim Aussteigen die Zehen in den Sand graben! Auch die Radfahrer kommen hier näher ran: Über einen breiten Holzsteg fahren sie in die Strandzone und parken hier. Dann verteilen sich alle, je nach Interesse. Hier die Surfer, dort die FKKler, daneben die Familien. Einen Hundestrand gibt es inzwischen auch, vielmehr ein sogenanntes Auslaufgebiet.
Auch wenn sich in der Hauptsaison hier Strandmuschel an Strandmuschel reiht, ein Ölsardinen-Feeling bleibt aus. Denn auf einer Breite von bis zu zwei Kilometern zwischen Dünen und Meer finden Sonnenanbeter, Burgenbauer, Planscher, Surfer und Strandsegler verschwenderisch viel Platz.
Wir sind heute ohne Badesachen unterwegs, da die Außentemperatur nur knapp die 20°-Marke knackt und auch das Wasser lediglich 15°C hergibt. Nur die Harten trauen sich. Nur die Harten? Mit der zimperlichen Einstellung sind wir weit und breit die Einzigen. Vor allem die Kids sind völlig unverkrampft, was die Temperaturen angeht.
Hauptsache Spaß! Und Burgen bauen. Schildkröten, Männchen, Seelöwen. Der Sand-Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Am mit Pfählen markierten FKK-Strand prangt ein großes Schild: „Hunde verboten!“ Der Rest ist willkommen, aber bitte ohne alles. Strandkörbe, Duschen, Schaukeln – alles komplett eingerichtet, auch für die Textilfreien.
Über den Lautsprecher wird noch mal darauf hingewiesen, dass neben den freilaufenden Nackten, die sich am Meeressaum auch schon mal unter die Badehosenträger mischen, grundsätzlich keine freilaufenden Vierbeiner geduldet werden: „Bitte Hunde anleinen!“ Das gilt also auch für die Textilzone, und so treffen wir etliche Vierbeiner, die nicht nur brav neben Herrchen oder Frauchen oder der gesamten Familie her trotten, sondern auch mitsamt Leine ein wildes Bad nehmen.
An einem Tag wie diesem ist das Wasser schön klar, was bei nur zwei Beaufort-Windstärken, also einer leichten Brise, niemanden wundert. Scharen von Kleinkindern freuen sich über die natürlichen Planschbecken, die die Flut zurückgelassen hat – Riesenpfützen, angewärmt von der Sonne. Ausreichend Toiletten sind im mittleren Pfahlbau zu finden, für Strandverhältnisse gut gepflegt. Apropos Pfahlbauten: Die in ganz Deutschland wohl einzigartigen Holzhäuser auf Stelzen von St. Peter-Ording sind gerade 100 Jahre alt geworden.
Wind, Sturm und Flut können ihnen so gut wie nichts anhaben. Und manch ein Gast freut sich: Wer noch bei Ebbe in einem der Häuser eingekehrt, kann auch schon mal von der Flut eingeholt werden. Dann hilft nur: zurück schwimmen oder abwarten und Tee trinken. In Ording stehen den Gästen gleich zwei Lokale auf Stelzen zur Verfügung: die kultige „Silbermöwe“ und die trendige „Strandbar 54 Grad Nord“.
Es war im Jahre 1911, als ein Bäckermeister ausgerechnet hier, am Ordinger Strand, die erste Bretterbude auf Stelzen errichtete. Zwar wurde sie in den 30er Jahren während einer Sturmflut zerstört, doch die Tradition lebte fort. Woran mal wieder zu sehen ist: Gute Ideen leben länger.
Text und Fotos: Elke Weiler
Ein wirklich schöner test eines wirklich schönen Strandes. Wenn nicht sogar des schönsten Strandes, zumindest in Deutschland;) Ich bin selbst schon öfter dort gewesen und das ein ums andere Mal in der Silbermöwe versackt…Besonders schön anzusehen ist Ording auch im Winter, umindest ist das meine Meinung;)
Absolut! Im Winter ist es super schön. Vorausgesetzt, es ist nicht stürmisch ;-)