Kaum bin ich auf dem Schiff, tönt es schon „Time to say goodbye“. Alle stehen an der Reling und winken gedanklich in Richtung Monte-Carlo. Auf den Stadtstaat Monaco habe ich nur flüchtige Blicke erhaschen können – auf der Durchreise vom Flughafen Nizza zum Schiff.
Ich bin in Monte-Carlo an Bord gegangen, mit einem bis auf den letzten Platz besetzten Tenderboot wurden wir zur „neoRiviera“ gebracht. Bereit für die Slow Cruise, die kleinen Häfen sowie die längeren Aufenthalte an Hotspots wie Barcelona.
Vor zwei Holländerinnen habe ich den letzten Platz im Beiboot ergattert. Die beiden sind bester Stimmung, freuen sich wie zwei Schneeköniginnen über ihre Kreuzfahrt, seit sie im italienischen Savona zugestiegen sind. Dort begann alles, dort wurden sämtliche Lebensmittel aufgeladen, dort wird die Reise an Tag 12 wieder enden.
Austausch im Tenderboot
Doch die Passagiere können wie ich auch zwischendurch zusteigen, und so haben sich in Monte-Carlo einige Franzosen auf dem Schiff eingefunden. In einer gekonnten Mischung aus Niederländisch und Englisch liefern sich die temperamentvollen Seniorinnen ein Frage-und-Antwort-Spiel mit mir. Am Ende wissen sie, dass ich bis Malta mit an Bord bin, in einer Außenkabine wohne und auf meiner ersten Kreuzfahrt bin.
Wir verlassen das Tenderboot, doch auch an Bord bleibt die Gemengelage vielsprachig. Es sind Engländer, Franzosen, Spanier, Bulgaren und sogar ein paar Süd- und Nordamerikaner an Bord. Aber das Gros bilden die Italiener, kein Wunder, gehört die „neoRiviera“ doch zur italienischen Reederei Costa Crociere.
Und von ihnen versteht natürlich jeder den Text von „Time to say goodbye – con te partirò“, das in den 90er Jahren gerne in den Trattorien Deutschlands gespielt wurde. Drama, Pizza, Emotionen. Möwen umkreisen das Schiff, nach Krümeln geiernd, die einige Gäste fallen lassen.
Als wahre Künstler der Lüfte fangen sie die Beute im Sturzflug. Um danach zu den Klängen des Klassikers, getragen von der prägnanten Tenorstimme Bocellis, quasi im Rhythmus mitzuschweben. Zu laut und zu dramatisch erscheint mir das Lied für den Anlass.
Seeleute und Lieder
Nur das lockere Gerede der italienischen Gruppe um mich herum kann die Situation retten. Mich retten – aus der Leere nicht vorhandener Abschiedsemotionen. Das schwungvolle „Anker los“ aus „Wickie und die starken Männer“ – das hätte doch prima gepasst. Kindheitserinnerungen. An den schlauen kleinen Kerl mit dem richtigen Riecher, mit einer Nase voller Ideen. Verantwortlich für mein frühes Bild von nordischen Seeleuten.
Ich freue mich auf die kommenden Tage auf dem Mittelmeer. Das Gefühl, ein bisschen von der Welt abgeschnitten zu sein. Doch nicht so, wie es einst die Seefahrer, Entdecker oder die nordfriesischen Walfänger im Nordmeer gewesen sind. Mehr als Teil eines ganz eigenen Mikrokosmos an Bord.
Eine andere Welt auf dem Meer, von den Wellen in den Schlaf geschaukelt und morgens schon früh aus den Federn, um auf Deck 11 mit Blick aufs ewige Blau zu frühstücken. Bei einem italienischem Cappuccino – charmant organisiert von Romaylin, Kellnerin mit Heimat auf den Philippinen.
Wir sprechen Englisch, doch am Ende sagt sie immer auf Deutsch: „Schönen Morgen, Elke!“ Und den wünsche ich ihr auch. Weiter hinten ziehen Schiffsabgase einen beigefarbenen Schweif übers Wasser. Doch mehr und mehr werden wir von echtem Nebel umzingelt, dichte, weiße Schwaden umhüllen das Schiff wie Watte.
Als wären wir im Nichts verschwunden, verschluckt von der Lautlosigkeit. Kein anderes Schiff, keine Küste in Sicht. Da lässt mich ein lautes Tuten zusammenzucken: Von jetzt an erschallt das Nebelhorn im Zwei-Minuten-Takt.
Wo ist Barcelona? Finden wir den Weg in den Hafen? Fortsetzung folgt!
Text und Fotos: Elke Weiler
Mit Dank an Costa Kreuzfahrten, die diese Reise unterstützt haben.
Kann man da tauchen? ;-)
In Monte-Carlo? Oder vom Schiff aus? Letzteres eher nicht. Aber du kannst einen Salsa-Kurs an Bord machen. ;-)
Bin gespannt!
Vielleicht sollte ich so eine Kreuzfahrt auch mal ausprobieren – das sieht richtig gut aus :-)
LG Simone
Von Amsterdam aus hast du ja viele Möglichkeiten, Simone. Sag‘ Bescheid, ich komm‘ mit!! :-) Liebe Grüße zurück nach Holland!!
“Anker los” aus “Wickie und die starken Männer” als Auslaufmusik fürs Kreuzfahrtschiff – tolle Idee!
Hey, hey Wickie… ☺ Großartig!