Als Hund von Welt kommst du um Fremdsprachen nicht herum. Wie Ostern und Pfingsten zusammen, also gleich zwei beliebte Lutscherfeste auf einmal, so war es jedes hammermäßige Mal, wenn Madame von einer Reise zurückkam.
Und wenn sie dann auch noch Pizza mitbrachte! If pigs could fly! Ich wollte ihr in einem fort Pizza-Bussis geben, und der Dicke auch. „Troll‘ dich, Schlumpf!“, warnte ich Janni. Sie war schließlich meine Madame.
Apropos Busseln: Ich war immer ganz von den Plüschsocken, wenn Madame et Monsieur laut schmatzten. Dieses Geräusch! Schmoak! Wie kriegten die Lutscher das bloß so sonor hin? Ich rannte in so einem Fall sofort zu den beiden, stellte mich auf die Hinterpfoten, versuchte mich so groß wie möglich zu machen und zielte präzise in Richtung Lutschergesicht. Schleck.
Einfacher war es, wenn Madame mich kraulte: Nase in Reichweite – schleck! Ihr glockenhelles Lachen erklang, das ich so liebte. Aber ihre Fremdsprachen-Manie war zum Pferdeäpfelpürieren! Neuerdings unterhielt sie sich abends mit den Lämmern auf der Fenne, die dann sofort angerannt kamen. Keine Ahnung, worüber die Wollknäuel sich mit ihr austauschten.
Das Ganze schmeckte mir nicht, es war doch mein Gassi! Außerdem wurmte mich die vermurkste Wahl zur Lammkönigin der Herzen immer noch. Nun schien Madame beste Chancen auf den begehrten Titel zu haben! Einen letzten Versuch startete ich noch, als ich ein einsames Lamm hinter einem Zaun entdeckte.
Meine mütterliche Ader kam durch, ich zögerte keine Sekunde und lief hin zu dem armen Ding. Aber, Himmelschafundmeer! Seine echte Mutter erschien auf der Bildfläche, und sie war absolut nicht gut drauf! Überhaupt wirkte sie relativ groß für ein Schaf, und ich beschloss, den Rückweg anzutreten. Bei diesen Wollknäueln bekam ich nach wie vor keine Pfote in die Zauntür.
Aber Madame war ständig im Rettungsmodus. Entweder versuchen wir den zuständigen Bauern aufzutreiben, wenn wir verwaiste Lämmer fanden. Oder dann diese Straßenaktion! Madame versuchte allen Ernstes ein gut genährtes und schon etwas größeres Lamm in eine bestimmte Richtung von der Straße wegzubewegen!
Das Ganze ging natürlich gründlich in die Hose, beziehungsweise trieb sich das verrückte Wollknäuel lieber im Gebüsch herum – auf der falschen Seite des Zauns und daher akut vom Blechhöhlenverkehr gefährdet. Glücklicherweise stoppten einige Fachlutscher und hievten das Dickerchen kurzerhand über den Zaun. Ruckizucki.
Eine Peinlichkeit sondergleichen! Für Madame jedenfalls, die die Angelegenheit nicht mit Muskelkraft, sondern mit Köpfchen hatte lösen wollen. Aber sie war nun mal kein Hütehund, und hatte keine Ahnung von Tuten und Blasen, respektive Treiben von Vierbeinern.
Ich stellte meine Fähigkeiten für derartige Situationen gerne zur Verfügung, doch Madame entgegnete, dass ich zuerst eine Ausbildung benötigte. Bamba La Bamba, nannte sie mich neuerdings gerne. Keine Ahnung, was das nun wieder heißen sollte. Es klang irgendwie musikalisch.
Ich bat Janni diesbezüglich um seine werte Einschätzung. Doch der Typ hatte nichts Besseres zu tun, als zurückzufragen, wer wohl mehr wog: das aufständische Lamm oder seine Wenigkeit. Ja, Himmelschafundmeer! So konnte ich nicht arbeiten.
Wenigstens hatte Madame mir in Aussicht gestellt, dass wir bald zusammen mit Emilia, dieser knalllauten französischen Blechhöhle, eine Tour unternehmen würden, eine Art Test für eine größere Sache… Und ich hüpfte wie ein Lamm auf der Fenne und stellte mich hoch, um ein Bussi zu platzieren.
Eine Ente, eine Beardine und eine Lutscherin – wenn das kein Plan war!
Text: Julchen (nach Diktat nach ihrem Reisekoffer gekramt. Es konnte losgehen!)
Fotos: Elke Weiler
Vielen Dank für diesen süßen und wunderschönen Artkikel. Ich hab mich beim lesen lange nicht mehr so amüsiert. :)
Liebste Grüße aus dem Passeiertal
Danke, das freut mich, Rebecca!