Überall roch es nach Bratkartoffeln. Darum liebte ich mein Land so! Auch wenn es manchmal verdammt stürmisch war, und ich überhaupt keine Lust auf den Dockkoog hatte.
Wenn es derart pfiff, flog man auf der Landzunge fast weg. Und mein Plüsch tanzte Rock‘n Roll. Außerdem hatte ich dort letztens eine Flasche am Meeressaum gefunden – aber ohne Post!
Ein harter Schlag. Entweder hatte jemand unbefugterweise Popeyes Brief zwischen die Pfoten bekommen, oder der Latino Spaniel hatte Stil und verschickte grundsätzlich keine Briefe in schnöden Bierflaschen.
In mir keimte ein Verdacht: Auf dem Rückweg trafen wir nämlich vier ungewöhnliche Landsmänner. Bevor ich den Regeln des Smalltalks folgend fragen konnte, ob Bratkartoffeln auch zu ihren Leibspeisen zählten, fauchte ein Typ namens Freddy mich unvermittelt an.
So sah also die Quittung für meine natürliche Freundlichkeit aus. Bei Madame hingegen schleimte der freche Bodenkriecher sich ganz schön ein.
„Er denkt, er ist ein Hund“, ließ Freddys Leinengänger verlauten.
„Er ist weit und breit der Einzige mit dieser Meinung“, dachte ich. Lächerlich!
Freddy und seine drei Kollegen gehörten zu der Sorte „Frettchen mit Ausgang“. Ohne Leine lief da nichts, rein gar nichts. Wir erfuhren noch, dass die Wurstplüsche gemeinhin Katzenfutter vertilgten. Doch wen interessierte es?
Ich war müde: Sturm, Briefzustellungsprobleme, freche Frettchen – er war einfach alles zu viel. Außerdem war ich neidisch auf Luis wegen der Optik.
Der neue Kolumnist hatte seinen ersten Blogpost mit wirklich coolen Fotos ausgestattet. Seitdem wollte ich auch mal in Farbe erscheinen.
Wetterbedingt schlief ich eine Runde mit Papi dem Elch im Arm und nahm mir fest vor, bei der nächsten Gelegenheit im Husumer Hafen nach Flaschen zu suchen.
Sicher lief man dort garantiert keinen fauchenden Freddys vor die winzigen Füße. Da war mir sogar Nachbarskatze Frida lieber. Wenigstens durfte man sie rituell begrüßen – mit einem Nasenstubser.
Im Hafen verkauften sie gerade Krabben, als wir eintrafen. Doch Madame war vollends mit ihrem komischen Handy beschäftigt, statt sich so essentiellen Dingen wie Nahrungsaufnahme zu widmen.
Dabei knurrte mein Magen. Aber das Gute an der Stadt war ja, das überall etwas herumlag. Hier ein Krabbenbeinchen, dort ein Eiswaffelchen.
Wenn allerdings Madame et Monsieur beschlossen, selber ein paar Dinge auf den Boden zu legen, bekam man so gut wie nichts ab.
Letztens wollten sie nämlich ein Spätsommerpicknick am Dockkoog veranstalten. Pure Langeweile, diese Mückenparty, ich sag‘s euch. Folglich brachte ich etwas Schwung in die Sache, indem ich mich verabschiedete und ein zuckersüßes Zwergschnauzerbaby mitsamt seiner sympathischen Grandmadame aufsuchte.
Wo sie waren, pochte das Leben. Schafe blökten am laufenden Band, es gab alle Pfoten voll zu tun.
Warum also neben Madame et Monsieur auf einer Decke im Gras hocken und Plätscherwellen lauschen? Ich war in der Pubertät und wollte langsam ein selbstbestimmtes Leben führen. Vielleicht als Volunteer nach Südamerika…
Am Ende schaffte ich es, mit der mir eigenen Geschicklichkeit wenigstens ein Stück Olivenciabatta zu ergattern. Und etwas Feta. Vorzüglich.
Popeye, mein Herz, wenn du das hier liest: Ich steh‘ auf mediterran, zumindest kulinarisch.
Wir könnten uns bei Nino al Porto treffen – was meinst du? Bratkartoffeln kriegen wir da zwar nicht. Aber Pizza.
Text: Julchen (nach Diktat einen Tisch im Hafen reserviert)
Fotos: Elke Weiler
Na, Julchen! Keine Sorge, jetzt klappt es mit der Optik. Deine „caramela“ Farbe kommt gut durch!
Liebe Grüße aus Berlin!
Ciao Pierre!
Demnächst komm‘ ich auch mal nach Berlin. Treffen wir uns irgendwo?
Dein Julchen
Berlin? Habe ich etwas verpasst hier?
Ach, Monsieur,
hast du etwa keinen Koffer in Berlin?
Dein Julchen
Julchen,
ich kann mich nicht wirklich erinnern, dass Du überhaupt einen Koffer hast.
Dein Monsieur
Weil er immer noch in Berlin rumsteht!!! Bäh!!!