Japan à la carte

Japanischer Garten

Japan kenne ich bislang nur aus Filmen, Büchern und dem japanischen Viertel in Düsseldorf. Ich habe bereits japanisches Silvester im dortigen Tempel mitgefeiert und mich mit einer zugezogenen Japanerin zum Interview getroffen. Seit längerer Zeit zieht mich die Kultur des Landes an. Im letzten Jahr entdeckte ich die Serie „Midnight Diner: Tokyo Stories“. Jede Folge beginnt mit einem melancholischem Musikstück, und ich liebe es, wie das Lied auf eine weitere kurze Episode in dem winzigen Mitternachtslokal einstimmt. Da ich dieses Mal mangels Kenntnissen nicht mit einer ausführlichen Playlist wie bei den „Room Travels: Italien“ dienen kann, möchte ich euch zumindest dieses Stück ans Herz legen: „Omoide“ (思ひで), „Erinnerungen“ des japanischen Singer-Songwriters Suzuki Tsunekichi. Ihr könnt es auf YouTube anhören. Worte und Musik verschmelzen zu einem poetischen Ganzen. Im Zitat die erste Strophe auf Englisch, wobei diverse Übersetzungen existieren, die sich inhaltlich nicht unterscheiden.

Misty white breaths you exhale
Slowly blown by the wind now
Into the clouds in the sky
Gradually fading away…

Aus „Omoide“ (Memories) von Suzuki Tsunekichi

Ein Lied wie ein Windhauch, wunderschön. Nun aber zur Serie. Es gibt einige Stammgäste im Midnight Diner, manchmal treffen sich alte Bekannte wieder, oder Fremde lernen sich kennen. In dem kleinen Lokal unter der Ägide des sympathischen Kochs mutiert die japanische Megacity zum Dorf, und der Inhaber wird nicht selten zum Vermittler oder Psychologen. Abgesehen von den zwischenmenschlichen Verwicklungen steht in jeder Folge ein anderes Gericht im Fokus. Besonders happy war ich, als eine mir bereits bekannte Speise Thema einer Folge wurde: Toshikoshi-Soba, die Silvestersuppe. Es heißt, man ginge damit leicht ins neue Jahr und die Buchweizennudeln symbolisierten ein langes Leben. Jedenfalls kochen wir die Suppe gerne im Winter, ich liebe ihre Einfachheit. Je nach Lust und Laune verändere ich das Rezept, am liebsten nehme ich Udon-Nudeln dafür, manchmal füge ich gebratene Pilze zu.

Toshikoshi mit Udon und Soja-Eiern
Silvestersuppe, extended version

Beliebt sind auch Soja-Eier als Topping, falls ich tagsüber nicht vergesse sie einzulegen. Zwei Bücher bilden die Grundlage für das folgende Rezept: Für die Toshikoshi-Soba das bereits in meinem Artikel über Buchtipps rund um Japan aufgeführte Kochbuch von Kenichi Kusano sowie für die Soja-Eier das Ramen-Buch von Tove Nilsson.

Die Silvestersuppe

Zutaten für die Suppe (2 Personen): 270 Gramm Udon-Nudeln (eine Packung davon oder Soba), eine Karotte, einen Tofufladen, vier Frühlingszwiebeln, 500 ml Dashi-Brühe oder 2 EL Pulver (Ich koche die Brühe aus Katsuobushi, getrockneten und geräucherten Thunfischflocken, dabei kommen 20 Gramm auf 500 ml Wasser, den Rest des Päckchens nutze ich für Okonomiyaki, denn wir lieben auch die japanischen „Pfannkuchen“.) 3 EL Sojasoße, 2 EL Mirin (Reiswein), etwas Zucker nach Gusto, einen halben TL Salz sowie die japanische Gewürzmischung Shichimi-Togarashi.

Zubereitung: Die Karotte in Scheiben schneiden, den Tofu ebenso. In einem Topf etwa 1,2 Liter Wasser zum Kochen bringen und entweder das Dashi-Pulver einrühren oder die Thunfischflocken darin kochen, sieben und die Brühe zur weiteren Verwendung auffangen. Wer fertige Dashibrühe benutzt, kann sie mit Wasser mischen oder pur benutzen. Sojasoße, Mirin, Zucker und Salz zufügen. Die Karotten und den Tofu zugeben und köcheln, bis die Karotten gar sind.

In der Zwischenzeit die Nudeln nach Anweisung auf der Packung garen, abgießen und mit kaltem Wasser abschrecken. Nudeln in Bowls oder tiefe Teller verteilen, mit der Brühe übergießen und Frühlingszwiebelröllchen dekorieren. Je nach Gusto mit dem leicht scharfen Shichimi-Togarashi würzen.

Falls ihr die Soja-Eier als Topping zufügen wollt, solltet ihr sie einige Stunden zuvor eingelegt haben. Für zwei Eier reicht ein mittelgroßes Glas mit Verschluss. Bitte dran denken: Am besten, ihr verwendet weichgekochte Eier. Nach sechs Minuten Kochzeit also herausholen und kalt abspülen. 80 ml Sojasoße, 40 ml Mirin, 80 ml Wasser und ungefähr einen EL gehackten Ingwer fünf Minuten köcheln lassen. Abkühlen lassen, in das Glas füllen, die gepellten Eier zufügen und für ein paar Stunden in den Kühlschrank stellen. Vor dem Essen herausnehmen, die Eier halbieren und in die Suppe geben.

Zu guter Letzt möchte ich euch noch ein Buch von Ito Ogawa ans Herz legen: „Das Restaurant der wiedergefundenen Liebe“. Ich habe es auf Italienisch gelesen, doch es gibt auch eine englische und eine französische Übersetzung. Die Ich-Erzählerin zieht nach einer herben Enttäuschung zurück an den Ort ihrer Kindheit und eröffnet dort ein besonderes Lokal, ein Restaurant mit nur einem Tisch. Als Köchin geht sie auf die speziellen Wünsche und das Wesen ihrer Kunden ein. Und am Ende haben die aufwändig zubereiteten Speisen die Kraft, ihre Gäste zu beeinflussen, zu stärken und so ihre Probleme zu lösen.

Itadakimasu!

Und in der nächsten Folge der Room travels geht es nach Griechenland!

Text und Fotos: Elke Weiler

8 thoughts on “Japan à la carte

  1. Sobanudeln habe ich in Japan kennen- und liebengelernt. Ich habe den ganzen Naschmarkt abgesucht und sogar welche gefunden, aber die sind bei weitem nicht so gut, wie die in Japan. Und erst die Sojasaucen, ein Traum!

    1. Das glaube ich dir, liebe Gudrun! Habt ihr denn auch so ein Mitternachtslokal kennengelernt, als ihr dort wart? Eigentlich war der Japan-Trip für dieses Jahr geplant, aber nun ist er halt verschoben. Und vor der Planung kann ich mich dann schon mal bei dir einlesen. :-)

  2. Hallo liebe Elke. Eher zufällig bin ich auf deinen Blog gestoßen, da meine Japan-Reise dieses Jahr leider aus bekannten Gründen ausgefallen ist und ich mir optimistisch gestimmt etwas Inspiration für nächstes Jahr holen wollte :P Die Idee für die Silvester-Suppe finde ich toll! So können wir uns schon mal in Stimmung bringen :)

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