Lange war ich nicht mehr in Griechenland, viel zu lange. Zuletzt hat mich Thessaloniki als Melting Pot und kulinarischer Hotspot in seinen Bann gezogen. Es war der lebhafte „kósmos“ der Stadt, dem ich verfiel, gleich zu Beginn der Reise. Dabei hatte ich meinen Griechenland-Einstieg ganz klassisch in Athen, habe Patras und Lefkada im Rahmen einer familiären Runde kennengelernt. Das Rezept, das ich in der aktuellen Room-travels-Folge vorstellen möchte, ist daher auch zu Hause inspiriert. Der Mann widmet sich normalerweise selbst der Pita, daher habe ich mich in fremde Gewässer vorgewagt. Wobei ich sagen muss, dass vor Jahren noch die Moussaka zu meinen Specials gehörte.
Über Musik haben wir auch gesprochen, doch unsere Geschmäcker stehen sich diametral gegenüber. Oft schon habe ich hören müssen, dass der im Filmklassiker „Alexis Sorbas“ von Anthony Quinn getanzte Sirtaki eine Erfindung ebendieses Films sei. Das Original der griechischen Tavernen heißt Rembetiko, und gefällt mir genau dort. In schummrigen kleinen Räumen mit Ouzo-geschwängerter Luft.
Zuletzt habe ich es in einer Taverne in Berlin genossen, ganz zufällig. Ein Mann mit einer Gitarre tauchte auf, er spielte zu einer Geburtstagsfeier, ein Glück war das. Auf ein einziges griechisches Lied können der Mann und ich uns einigen: „Alcohol is free“ – von Koza Mostra featuring Agathon Iakovidis, präsentiert auf dem Eurovision Song Contest 2013. Hier wandelt sich der anfängliche Rembetiko in einen flotten Ska um, da geht die Post ab!
Und nicht Sorbas, sondern ein ganz anderer Film ist mir im Gedächtnis geblieben. Ich habe ihn zufällig während eines längeren Fluges entdeckt, ein Volltreffer und Arthouse-Kinofilm namens „Amerika Square“ von Yannis Sakaridis. Schaut euch den Trailer an oder am besten gleich den ganzen Film, solltet ihr die Gelegenheit dazu haben. Es geht um zwei ungleiche Freunde mitten in Athen, um einen Platz als sozialen Treffpunkt, eben jene Plateia Amerikis, um Arbeitslosigkeit, Migration, Fremdenfeindlichkeit und um Liebe.
Griechenland im Buch
Was griechische Bücher angeht, empfehle ich gerne die Krimireihe von Petros Markaris mit jenem kultigen Kostas Charitos als in Athen ermittelndem Kommissar. Gerne greift Markaris aktuelle Themen in seinen Büchern auf, so dass man einen Einblick ins Geschehen und die griechische Gesellschaft bekommt. Ich habe schon ein paar seiner Bücher gelesen wie „Zahltag“, „Die Kinderfrau“ und „Live!“. Inzwischen zählt Markaris über 80 Jahre. Geboren in Istanbul lebt er schon lange in Athen, das er in all seinen Schattierungen zu vermitteln versteht. Für „Die Kindfrau“ geht er nach Istanbul, wirft einen Blick zurück in die Vergangenheit, deren Teil er bildet, und lässt seine Hauptfigur gemeinsam mit einem türkischen Kommissar ermitteln.
Ein weiteres Buch ist gerade auf dem Weg zu mir: „Die Frauen von Andros“ von Ioanna Karystiani. Mir gefiel vor allem ein Satz in der Beschreibung des Buches. „Das Leben auf der griechischen Insel gehorcht den Gesetzen des Meeres.“ Seemänner, die immer unterwegs sind. Frauen, die von der weiten Welt träumen. Und die Liebe, die Wellen schlägt. Ich bin gespannt.
Das Pita-Rezept
Zutaten und Zubereitung für 2 – 4 Personen: Eine Packung Blätterteig aus dem Kühlregal und 400 bis 500 Gramm tiefgekühlten Spinat, der vor dem Kochen auftauen muss. Frischer Spinat wäre natürlich besser, doch derzeit bietet unser Garten nurmehr rote Bete und Feldsalat. In Griechenland mischt man die Füllung gerne mit Chorta χόρτα, Wildgemüse der Saison, das im übrigen als gekochte Beilage mit Öl und Zitrone ausgesprochen gut schmeckt. Hierzulande könnte man zum Beispiel Löwenzahn beimischen. Der Mann nimmt manchmal Rucola, falls im Garten verfügbar.
Ich habe meine Version nur mit Spinat kreiert. Plus einem Päckchen Feta, der in einer Schüssel zerbröselt wird. Der Spinat kommt hinzu, wenn abgetaut und die Flüssigkeit abgeschüttet. Zwei große Zwiebeln schälen, stückeln und dünsten, bis sie etwas Farbe bekommen. Ebenfalls zufügen. Ein Ei beigeben, sowie frische Kräuter nach Möglichkeit und Gusto. Ich hatte Petersilie und Dill zur Auswahl. Alles gut vermischen. Den Backofen auf 180 Grad vorheizen. Eine Form ölen, den Teig der Länge nach knicken und die Hälfte in die Form legen. Die Füllung drauf verteilen, dann die gefaltete Hälfte drüber klappen und an den drei offenen Seiten verschweißen, beziehungsweise die Kanten des unteren Teils auf die oberen legen und zudrücken. Etwa 35 bis 40 Minuten backen.
Dazu passt ein griechischer Bauernsalat perfekt! Übrigens schmecken Pita-Reste am nächsten Tag sogar noch besser. Wir stellen sie in den Kühlschrank und holen sie etwa eine Stunde vor dem Verzehr hinaus, damit sie nicht zu kalt sind.
Kali orexi! Καλή όρεξη!
Und in den nächsten Room travels geht es wieder etwas weiter weg – nach Brasilien. Mit einer schicken, langen Playlist als Goodie. Silvester kann kommen. Dance like there’s no tomorrow!
Text und Fotos: Elke Weiler
Oh, mein Griechenland.
Leider war ich bisher nur zweimal dort und hatte eine wunderschöne Zeit. Auf Rhodos und auf Kreta. Auf Kreta habe ich für einen Reisekatalog fotografieren dürfen. Und eines Abends die Schwester eines Kollegen kennen lernen dürfen, der mit meiner Schwester zusammen in Tanzania arbeitete. Die Welt ist manchmal so klein.
Ich mag die griechische Mentalität und ja, mir hat das Herz geblutet, wie lieblos man in unserem Land in der schweren Wirtschaftskrise mit den Griechen umgesprungen ist.
Irgendwann werden wir mit dem Bulli nach Griechenland fahren und dieses einzigartige und offene Volk wieder erleben.
Oh, ein Fan! Griechenland kannst du auch auf Eiderstedt haben. :-) Sieht zwar nicht ganz so aus wie in der Taverne, aber der Mann kann gerne Griechisch für dich reden! Und Ouzo gibt’s auch! Nach Kreta möchte ich auch mal. Überhaupt die Inseln, es gibt ja so viele. Und wieder nach Thessaloniki. Und mal nach Chalkidiki… Liebe Grüße und καληνύχτα kalinichta! :-)
Na, mit genug Ouzo verstehe ich auch Griechisch:-) Ich finde, auch in Deutschland, die Griechen haben eine ganz besondere Herzlichkeit. Und einen ausgeprägten Familiensinn.
Wenn ich in der Gluthitze im Sommer mit der Kamera zu Fuß unterwegs war, hielt garantiert ein Auto an, um mich ein Stück mitzunehmen. Und mitunter wurde dann von der Zeit in Deutschland erzählt.
Ich mag jedenfalls die Griechen in unserem Land nicht mehr missen :-)
Und Eiderstedt, das teste ich aus :-)
Ja, das stimmt wohl. In Italien geht es ähnlich ab. Einmal hat mir in Apulien einer den Weg gezeigt, indem er extra vorausgefahren ist. Auch in Skandinavien habe ich viel Hilfsbereitschaft erlebt, eigentlich überall, ich sehe das nicht als typisch für eine bestimmte Region. Und im Grunde bestehen Länder aus Regionen. So kann ich mich auch immer nur einem bestimmten Ort oder einem Landstrich zugehörig fühlen, niemals einem ganzen Land, es sei denn, es wäre klein. „In unserem Land“ – meinst du Schleswig-Holstein? :-) Wir sind eh gemischt, hier oben hat es immer schon viel Migration gegeben. Die ganze Welt besteht aus Migration. Ich habe mal einen Gentest machen lassen, hatte die höchsten Übereinstimmungen mit einem Chinesen, einem südafrikanischen Inder sowie einem britischen Kaukasier. Vergleichsdaten kamen aus zwei internationalen Datenbanken. Man kann aufgrund der Vergleiche frühere Migrationsströme belegen. Aber ich weiß natürlich, du meinst die historisch-kulturell-sozialen Ausprägungen, die gewachsen sind und das Reisen erst interessant machen, abgesehen von den Landschaften. Für Deutschland wünschte ich mir eine stärkere Betonung des Gemeinsinns, ähnlich wie in Skandinavien. Liebe Grüße!
Ich habe schon zwei Mal Urlaub in Griechenland gemacht, das erste Mal auf Rhodos und dann auf Samos. Es waren zwei traumhaft schöne Urlaube. Auf Rhodos der Mandrakihafen, jeden Abend den schönen Spaziergang dorthin. Diesen Ausflug nach Lindos sollte man unbedingt machen. Auch die Allstadt von Rhodos-Stadt muss man kennenlernen. Die Insel Samos bietet auch so viel, und man kann zum Beispiel in Kokkari, wenn man gut zu Fuß ist, diese Anhöhe hinauf und eine tolle Aussicht über den Ort genießen.
So so, dann hast du es dort also auch genossen! Ein Stück von jedem Aufenthalt, egal ob Urlaub oder Arbeit oder Besuch, ein Stück von jedem Erlebnis an einem anderen Ort bleibt. Das ist diese andere Art von Reichtum, da schmeckt der Ouzo zu Hause gleich ganz anders. ;-)
Griechenland ist ein Genuss – sowohl landschaftlich als auch kulinarisch! Wir haben mit unserem Campervan in Griechenland überwintert und befinden uns gerade auf der schönen Mani. Ursprünglich wollten wir seit 2020 auf der Panamericana unterwegs sein. Leider konnten wir allerdings unseren Camper, aufgrund von Corona, nicht nach Kanada verschiffen. Glück im Unglück: So haben wir das wunderschöne Griechenland entdeckt. Hier pflegen die meisten Menschen in dieser Pandemiezeit einen sehr verantwortungsbewussten Umgang miteinander, halten Abstand und haben trotzdem noch ein nettes Lächeln unter ihren Masken übrig. Verständlicherweise ist die Gastronomie hier im Moment sehr eingeschränkt, daher vielen Dank für das tolle Rezept! Wir werden versuchen, es in unserer kleinen Campervan-Küche nachzukochen.
Viele Grüße aus Griechenland und Kalispèra!
Anna & Anne