Die Konkurrenz der Kormorane

Fischteller

Eigentlich hatte man uns Zander versprochen. Allein gefangen hat Steffen Steinbeck ihn heute nicht. Dabei weiß der Mann mit Bart, wie es geht. Seit 30 Jahren fischt er in den Seen der Müritz, eine Schatzkammer für Leute wie ihn.

Über 26.000 Hektar Seen- und Fließgewässer. Klares, sauberes Wasser. Fische satt, frisch von der Angel oder aus der Teichwirtschaft. Wobei jede Sorte ihre Zeit hat, das weiß man als Experte. Und die des Zanders ist eigentlich schon vorbei, da wären wir besser zwischen September und April auf der Bildfläche erschienen.

Fischteller
Was die Fischer an der Müritz servieren.

Wir treffen Steinbeck in der Fischer Rotunde von Boek, am Rande des Nationalparks Müritz. Was er uns mit dem Streichen des Zanders von der aktuellen Menükarte sagen will: „Bei uns ist immer alles fangfrisch!“

Deswegen kommt heute eine Fischsuppe und im Hauptgang ein bunter Teller mit Frühlingshechtfilet, Lachsforelle und Brataal auf den Tisch. Klingt vielversprechend. „Ich räucher‘ den Aal immer bissfest“, kündigt Steinbeck an. Weich mag er ihn nämlich nicht. Wir merken schon: Ein Müritzfischer lebt nicht nur auf seinem Boot.

Steinbeck kocht.
Fischer und Koch

Unser althergebrachtes Bild vom schweigsamen Typen haben wir bereits revidiert. Immer allein draußen auf den Seen, im aufsteigenden Morgendunst, nur der Fisch und er. Und doch ist etwas Wahres dran.

„Der Fischer ist ein freier Mann, in Gottes freier Natur.“ So erlebt es Steinbeck tagtäglich. Nach der Wende kam es auch für die Müritzfischer anders. Positiv ausgedrückt: Das Berufsbild ist vielseitiger geworden. Denn gestandene Männer wie Steinbeck mit Händen, die zupacken können, liefern ihren Fang nicht mehr nur ab.

Karpfen aus der Teichwirtschaft

Heute heißt es auch beraten, verkaufen, anrichten. Warum auch nicht. „Aber die Zeit auf dem Wasser ist nach wie vor die schönste.“ Besonders ab Oktober, wenn die Fischer „ihre“ Müritz wieder für sich allein haben.

Kommt dann noch die richtige Stimmung dazu, etwa Morgennebel oder ein schöner Sonnenuntergang – perfekt. Neben dem Zander fischen Steinbeck und seine Kollegen Schleie, Hecht, große und kleine Maräne sowie Barsch und Aal aus der Müritz. Immer in Konkurrenz mit den hier lebenden Kormoranen.

Der Rest kommt aus der Teichwirtschaft, deren Wasserbecken die Rotunde umgeben. „Karpfen, Stör und Wels – aber das ist nicht so mein Ding“, meint der Fischer. Dabei hat das Besetzen der Gewässer durchaus seine Vorteile, denn Fische wie der Karpfen wären sonst längst ausgestorben. Und für andere wie den Stör konnte es auf diese Weise ein Comeback geben.

Fischlokal Müritz
Die Kulisse

Natürlich werden die Teiche mit dem guten Müritzwasser gespeist. Und von Mai bis September ist Angelsaison in Boek, dann dürfen sich die Interessenten mit dem passenden Gerät am Angelteich platzieren.

Der Erfolg lässt hier nicht lange auf sich warten, und ermuntert vielleicht sogar den einen oder anderen, sich an „wilde“ Gewässer heranzuwagen. Die größte Binnenseeregion Deutschlands ist ja reichlich damit gesegnet.

Wer keinen Angelschein mitbringt, kann in Mecklenburg-Vorpommern auch einen Touristenfischereischein erwerben, der dann tage- oder wochenweise gültig ist. Darin ist dann auch das Angeln am Boeker Teich inklusive.

Wir aber wollen den Fisch nur verspeisen und genießen unser Menü. Fischer Steinbeck hat noch mehr auf Lager. Über die „Chips“ nach Art der Müritzfischer freuen wir uns besonders: frittierte Brachsenstücke.

Hier hat die moderne Technologie der Tradition auf die Sprünge geholfen. Für den eher grätenreichen Fisch hat man nämlich ein spezielles Filetierungsgerät. Und das Ergebnis: knackig, herzhaft, lobenswert! Für wahre Fischerromantik bleiben ja noch genügend andere Momente. Draußen auf den endlosen Gewässern der Müritz.

Text und Fotos: Elke Weiler

Die Reise wurde vom Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern ermöglicht.

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