Nasse Wüste

Mein heißgeliebtes St. Buddel! Endlich waren wir wieder da.

Nicht nur wegen der wüstenähnlichen Zustände war ich glücklich. Da Popeyes Flaschenpost nicht wie erwartet in Schobüll aufgetaucht war (ich berichtete), musste sie in St. Buddel hängengeblieben sein.

Das hätte wetter- und windbezogen Sinn gemacht. Denn sogar Seehunde strandeten neuerdings auf den Salzwiesen des Eiderstedter Hotspots.

So berichteten jedenfalls zwei Lutscherinnen, Bekannte von Madame, die ihre Freizeit kurzhosig an meinem Lieblingsstrand verbrachten. Und gerade auf der Suche nach einem T-Shirt waren, als wir anrückten.

Ich liebte Seehunde, seit ich ein Poster in Tönning gesehen hatte – sicher erinnert ihr euch. Sie hatten einfach zuckersüße Knopfaugen und machten einen ebenso sauberen wie schrulligen Eindruck.

Na, wer landet denn schon zufällig auf der Salzwiese des beliebtesten nordfriesischen Festlandbadeortes? Vermutlich nur zehn Schlurfer vom bekanntesten Fischbrötchenanbieter der Gegend entfernt?

Julchen trifft Betty bei den Fischbrötchen.

Natürlich war der schlaue Seehund schon über alle Wasser, als wir eintrafen. Und selbstverständlich mussten die Mädels sich zuerst etwas Süßes einverleiben, von dem ich – nun ratet mal – zirka wieviel abbekam? Exakt. Nada, niente, nix.

(Ich erweitere übrigens gerade meine Sprachkenntnisse beim Arbeitsschafkollegen Luis. Vielleicht könnt ihr euch denken, warum?! Genau, der Grund fängt mit „P“ an!!!)

Nun, die Robbe hatte sich also verflüchtigt, dafür traf ich Betty, eine sehr hübsche Kollegin, nur zwei Monate älter als ich. Sie kam von weiter südlich, doch wir hatten exakt die gleichen Interessen: italienisches Eis, Fischbrötchen und Ferienlutscher.

Da ich aber meinen Schatz ungern mit ihr teilen wollte, auch wenn er derzeit in Lüneburg weilte, trennten sich unsere Wege schon nach kurzer Zeit wieder. Sie war einfach zu hübsch! Und sie hatte in etwa die Größe von Popeye.

Als Madame und die beiden Mädels ihre Waffeln und den duftenden Milchreis mit Pflaumen inhaliert hatten, nahmen wir endlich Kurs auf die wichtigen Dinge des Lebens.

Klebrig und nass war der Sand heute.

Unter den bewundernden Blicken aufmerksamer Lutscher ging es zum Schaulaufen über die Strandbrücke. Natürlich konnte ich es gar nicht erwarten, meine Pfoten in den wolkenweichen Sand einzutauchen.

Aber Himmelschafundmeer! Er war klatschnass, wasserdurchtränkt, überfeuchtet!

Madames niederrheinische Bekannte, die sich aufmerksam um mich kümmerten, berichteten von Wind, Wellen und Wasser, das sich unerlaubt in der Wüste breit gemacht hatte. Es hatte sie sogar pitschepatschenass gespritzt.

Ich war außer mir. Sobald wir am Meer angelangt waren, wollte ich ihm gehörig den Marsch blasen.

Schließlich hatte es sich wenigstens gegenüber Ferienlutscherinnen fair zu verhalten! Sie sollten ja wiederkommen. Das war doch der Sinn am Ferienlutscherdasein. Jetzt machte das Meer mit seinen Sperenzchen wohlmöglich ihre Sehnsucht kaputt?

Schließlich hatte ich kaum Zeit, mich um die Sache zu kümmern. Ich erfreute mich an der Freiheit, der Abendsonne und vor allem – am Sand! Egal, in welchem Aggregatzustand er sich befand.

Wann kam endlich die Flaschenpost von Popeye?

Es war an der Zeit, endlich ein Loch bis auf den gegenüberliegenden Erdhälftenpunkt zu buddeln. Volle Kraft voraus! Mein Kopf verschwand langsam, der Oberkörper… stopp! Da grümmelte etwas: Buddeln macht Appetit.

Auf dem Rückweg traf ich erneut auf Betty, dieses Mal bei den Fischbrötchen. Doch selbst unsere vereinigten Versuche, die Fischfriko ihres Monsieurs zu erstürmen, wurden leider nicht von Erfolg gekrönt.

So stießen wir mit einem coolen Drink auf unsere neue Bekanntschaft an. Vielleicht traf man sich ja mal wieder in St. Buddel. Oder anderswo.

Es lebe die Wüste – auch wenn sie nass ist!

P.S.: Jetzt hatte ich doch tatsächlich vergessen, nach der Flaschenpost zu schauen… Popeye! Wenn du diese Zeilen liest…

Text: Julchen (nach Diktat über ihren Futternapf hergefallen)

Fotos: Elke Weiler

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