Hochsaison für Flirts

Julchen jagte mich querfeldein. Über die Fenne, durch das hohe Gras, vorbei an Büschen, zwischen den Bäumen hindurch. Dabei quiekte sie in einem fort, als wäre es ein Schlachtruf: „Alle auf das Pummelschwein!“

Und das ganze Theater angeblich aus pädagogischen Gründen. Ich war doch erwachsen! Immer häufiger fühlte ich den Mann in mir. Natürlich spielte ich für mein Leben gerne. Zur Zeit war Steak-Jagen bei uns sehr angesagt, ein süßes Geschenk meiner Nichte Candy. Juli und ich liebten es, damit in einem Höllentempo über die Fenne zu rasen.

Als üppige Blondine sagte Julchen mir sehr zu, doch ihre klugscheißerische Art stieß mich gleichermaßen ab. Als dann plötzlich die zurückhaltende Maggie aus der Nähe Marburgs vor der Tür stand, war ich sofort verzaubert.

Sie roch fantastisch und tanzte gerne. Also wich ich ihr nicht von der Seite. Julchen regte sich in einem fort auf, doch all ihre Einwände prallten an mir ab. Wie die Brandung am Fels.

Janni will die hübsche Maggie beeindrucken.

Ich war kein Typ der langen Vorspiele. Ich wollte aufhoppeln. Natürlich zierte die zierliche Maggie sich. Sie hatte zwar Feuer gefangen, das blieb mir nicht verborgen. Doch sie wollte die Sache wohl langsam angehen.

Ich führte sie zum Graben, das war mein letzter Trumpf. Laut den Aussagen ihres Rudels liebte die hübsche Beardine das Wasser, und gemeinsames Schlürfen am Graben gehörte zu den intimsten Dinge, die ich ihr bieten konnte.

Volltreffer! Maggie ging gleich zur Hälfte rein und stieg als Märchenfee wieder hinaus. Das Grün stand ihr ausgezeichnet. Aufhoppeln durfte ich immer noch nicht.

Die Beachparty ist in vollem Gange.

Beim nächsten Treffen änderte ich meine Taktik. Außerdem gab es in St. Buddel jede Menge zu tun. Und ich wollte auch mein Julchen nicht verprellen, die Aufregung stand ihr nicht.

Zu dritt badeten und buddelten wieder, und Maggie war erstaunt über Julischkas Fähigkeiten. Wir boten ihr einen Aufbaukurs an, zumal wir uns nach Madames Rückkehr noch einmal mit ihrem Rudel treffen wollten. Gleicher Ort, gleiche Zeit.

Meine Strategie ging auf: Maggie folgte mir auf Schritt und Tritt. Wir gaben uns zärtliche Bussis und Stupser, auch beim dritten Treffen. Aber ich kümmerte mich auch um Julchen. „Als Mann musst du dich manchmal aufteilen“, resümierte ich für mich.

Maggies Rudel erwägte sogar einen Umzug nach Nordfriesland, vermutlich sahen sie den optimalen Schwiegerhund in mir. Aber ich liebte meine Freiheit und fühlte mich zu jung für Bindungen jeglicher Art.

Auf dem Blechhöhlenplatz bei St. Buddel wimmelte es nur so von Kitelutschern, die ihre Plastikhöhlen aufgespannt hatten oder mit Wohndosen angerückt waren. Mit einem Mal stand ein imposanter Rüde vor mir, und ich wollte die Herausforderung. Schnuppern, Spielen, Jagen, das volle Programm.

Doch der Typ war in Habachtstellung. Konnte er sich das leisten? Ich musste pokern. Da sah ich, wie aus einer anderen Ecke ein nahezu identisches Exemplar heraus schnellte. Zwei auf Krawall gebürstete Riesen? Manchmal war ich zu blitzschnellen Reaktionen fähig!

Die Beardies und der Beach: alles perfekt in St. Buddel!

Wollten wir nicht an den Strand? Madame war ausnahmsweise meiner Meinung. Wir ließen die Typen hinter uns, doch die Sache lief nicht rund: Juli und Maggie durften frei herumlaufen, ich sollte weiter neben Madame bleiben. Klar musste ich sie beschützen, aber…

Da es zwischen den beiden Mädels nicht so funktionierte, war mein Typ als Vermittler gefragt. Außerdem wollte ich tanzen. Juli hatte mich bereits aufgefordert, sie war immer ganz aus dem Häuschen, wenn wir in St. Buddel waren.

Als alle Titis außer Reichweite waren, entließ Madame mich gnädigerweise. Sah ich etwa wie ein Monster aus, dass Minilutscher zum Dinner verspeiste? Manchmal kapierte ich echt nur Ackergülle. Titis waren doch ’ne Wucht, wie sie so herumliefen und kreischten!

Julchens Aufbaukurs war in vollem Gange.

Julchens Aufbau-Buddelkurs war schon in vollem Gange, und ihre Schülerin Maggie staunte Bauklötze. Die Meisterin plante einen Buddel World Cup für 2014. Natürlich in St. Buddel, wo sonst. Wenn die Kitesurfer so was konnten…

Im übrigen heftete sich Maggie wieder an meine Pfoten. Vermutlich, weil ihr mein ganzes Auftreten Sicherheit und Geborgenheit vermittelte. Maggie mochte nämlich keine Kiter, die am Strand für den World Cup übten. Die Lutscher faselten irgendwas von George Clooney und Casanova und grinsten mich an. Es war zum Pferdeäpfelpürieren, sie ruinierten mir noch den Ruf.

Da bleib Madame plötzlich vor einem Riesenloch stehen und meinte: „Nicht, dass da jemand reinplumpst!“ Gesagt, getan. Nein, ich hatte mich nicht freiwillig um diesen Job beworben! Ich war nur plötzlich drin in dem Loch, das vermutlich von Außerirdischen gegraben worden war.

Julchen vermisst das Loch der Außerirdischen.

Und ich sah zu, dass ich flugs wieder herauskam, bevor sie mich holten. Außerdem wusste ich nicht, in welche Brühe ich hineingesegelt war. Julchen blieb stundenlang vor dem Loch stehen und schien im Geiste alles zu vermessen.

Sie fragte sich, mit welcher Technik es gebuddelt war, und wie lange man wohl dafür brauchte. Aber wie sie sich aufregte, als Madame mit der Unterstützung von Maggies Rudel alles zuschüttete! Julischka, mein Temperamentsbündel. Ein Vulkan, der jederzeit ausbrechen konnte.

Es war Zeit für eine Abkühlung, also lud ich meine Mädels zu einem Bad ein: zum Sonnenuntergang in die Fluten! Die Frauen standen auf so was. Leider ließ Maggie mich immer noch nicht aufhoppeln.

Baden in St. Buddel bei Sonnenuntergang.

Und sie fuhr auch bald wieder weg, was wirklich schade war. Instinktiv merkte ich, dass ich bei ihr hätte landen können. Alles, was ich brauchte, war Zeit. Vertrauen gewinnen, romantische Momente, Zärtlichkeiten…

Als wir ein paar Tage später mit Monsieur am Everschop spielten, tauchte doch tatsächlich irgend so ein Mini-Rüde auf. Julchen schien auf den Winzling zu stehen – das ging ja gar nicht! Nachher warf sie mir vor, ich würde ihr ständig die Tour vermasseln.

Auch ihren Verlobten hätte ich vergrault! Warum war sie immer so kompliziert? Dabei mochte ich ihre Augen, die manchmal grün, manchmal bernsteinfarben strahlten. Und ihre lange rosa Zunge. Ihre Leidenschaft, auch wenn sie mir oft Angst machte.

Janni liebt Julchens funkelnde Augen.

Mehr und mehr spürte ich, dass auch Juli mich attraktiv fand. Außerdem war ich ja wohl zehn Mal süßer als diese hergelaufene Krabbe am Everschop! Ich musste dringend baden, sonst wurde ich noch verrückt mit Julchen…

Text: Janni (nach Diktat zum Friseur gegangen. Die Frauen standen nun mal auf fluffigen Plüsch zwischen den Beißerchen.)

Fots: Elke Weiler

4 thoughts on “Hochsaison für Flirts

  1. Liebster Janni,

    nun bin ich wieder in der Heimat! Was soll ich sagen, werde ja schon ganz rot um die Schnauze herum….
    Es war schön Dich kennengelernt zu haben, klar auch Julchen, Madame und Monsieur, und hätten wir ein paar Tage mehr gehabt…., wer weiß was noch passiert wäre…
    Es waren tolle Tage bei Euch und mein Rudel wollte mich in Nordfriesland lassen. Aber sicher werde ich Dich wieder besuchen kommen ;-*

    einen dicken Nasenstupser für Dich und ganz liebe Grüße auch Julchen, Madame & Monsieur

    im Gedanken Deine *Magic Maggie*

    auch von meinem Rudel soll ich Grüßen

  2. Maggie, Maggie, Maggie, meine Holde!

    Es war wirklich schön mit dir und deinem Rudel! Ihr müsst ganz bald wiederkommen, dann verscheuche ich auch sämtliche Kitelutscher für dich!
    Lass‘ mich dein Held sein! :-)

    Grüß‘ mir dein Rudel, auch von Julchen, Madame et Monsieur liebe Grüße!

    Knutschi,

    Dein Janni

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