Geschichten aus dem Norden

Keine Geschichte ohne Hauptdarsteller. Der Erzähler selbst kann als zentrale Figur des Geschehens auftreten, was gerade beim Bloggen in der Natur der Sache liegt, geht es doch um persönliche Erlebnisse. Dieses Mal habe ich nach Geschichten aus Nordeuropa gesucht, die rund um besondere Begegnungen gestrickt sind. Die Menschen vor Ort sollen in diesem Beitrag für der nordischen Themenreihe im Vordergrund stehen.

Als Slow Traveller, also langsam Reisender, liegen mir jene kleinen und großen Begegnungen auf Reisen besonders am Herzen, helfen sie doch, einen Ort intensiver zu erleben, mit seinen Eigenarten, mit seiner Musik, seinem Rhythmus, mit dem, was er hervorbringt, mit dem, was die Gegend charakterisiert.

Die Suche hat nach diesem Typ von Geschichten hat sich als aufwendig erwiesen, da sich viele im Netz lieber auf suchmaschinenfreundliche Infos, Tipps und Guides kaprizieren. Das ist natürlich legitim und nützlich, doch als lesehungrige, buchsüchtige Meerbloggerin wünsche ich mir mehr Geschichten im Netz, viel mehr Geschichten über die Menschen vor Ort. Sollte ich eine Story über eine interessante Begegnung übersehen haben, freue ich mich, wenn ihr sie in den Kommentaren postet.

Nun aber erst einmal viel Spaß beim Stöbern!

Geschichten aus Dänemark

Was passiert, wenn man gen Norden trampt und bei fremden Menschen um ein Nachtquartier bittet? Svenja Beller hat es nicht nur getestet, sondern auch ein wunderbares Buch darüber geschrieben: „Einfach loslaufen“. Einen Auszug inklusive Beispiel dänischer Gastfreundschaft findet ihr bei den „Reisedepeschen“. Die grandiosen Fotos hat ihr Freund und Begleiter beim Trip in den Norden, Roman Pawlowski, gemacht. Ein Buch voller Zufälle, Begegnungen und teils skurriler Erlebnisse.

Christoph Schumann schaut einer Schuhmacherin über die Schulter. Oder besser: Er lässt sich über dänische Clogs aufklären, die früher einmal jeder im Nachbarland trug. Mona Jensen Brix fertigt die hübschen Holzschuhe in Aså an und kann für den Absatz ihrer handgefertigten Clogs getrost auf jegliches Marketing verzichten, so beliebt sind ihre Træsko!

Wie die Eismacher von Skarø der kleinen Insel in der dänischen Südsee zu einer gewissen Berühmtheit verhalfen und dabei ihr eigenes Leben aufregender machten. Zumindest war das ihr Plan, als sie ihre Jobs und das Leben in Odense aufgaben. Ob es funktioniert hat?

Geschichten aus Island

Bei „Indigo-blau“ wird es spirituell: Michael Hemme, einst Redakteur, heute energetischer Heiler, hat sich aufgemacht und einen isländischen Schauspieler, eine Geschichtenerzählerin, einen Fotografen getroffen, die ihm die Insel aus Feuer und Eis näher brachten. Und zwar auf die Art und Weise, die er gesucht hat: Das mystische Island.

Meet the viking. Geschichten aus Island
Sigur∂ur erzählt.

Du bist in Island, wenn ein Mann namens Sigur∂ur inmitten eines Ökohauses „Viking Style“ steht und – neben den Erzählungen über das Leben von anno dazumal – Details über seine Schwiegermutter verrät, deren Wahrheitsgehalt du zu Recht anzweifelst. Du bist in Island, wenn sich nicht alles, aber doch einiges um Wikinger und Walgesänge dreht. Und um Islandpullis „Schwiegermutter Style“.

Geschichten von den Färöer Inseln

In ihrem Artikel „Stories untold“ hat Jutta auf „6GradOst“ wunderbar eingefangen, was das Leben auf den Färöern ausmacht. Wie schwierig es ist, den jungen Leuten dort eine Perspektive zu bieten. Wie das Wetter die unglaublich schöne Landschaft beherrscht. Und wie es sich von der Schafzucht, vom Meer, vom Stricken oder vom Tourismus lebt.

Mit Jøgvan bin ich unterwegs und mache, was auf den Färöern am schönsten ist: Wandern. Jøgvan erzählt von seinem Wanderklub, der den Inseln im Nordatlantik auch schon mal untreu wird und etwa in Schottland auf Tour geht. Und wie der Zufall so will, treffen wir auf Maria, die sich gemeinsam mit ihrer Familie um den Fortbestand der Färöerponys kümmert.

Färöerpony
Wen man beim Wandern so trifft.

Geschichten aus Finnland

Nach Finnisch Lappland führt uns Tarja auf „Tarjas Blog“. Eine ihrer Geschichten dreht sich um Osmo und seine Rentiere: Der Sami kennt alle Formen von Schnee, der den Boden in der Gegend um Inari bis zu sieben Monaten im Jahr bedecken kann. Und die Veränderungen, die er im Schnee liest, sind alarmierend für ihn und seine Rentiere.

Tine führt uns auf Finnweh in die Saunawelt der Volksheilkundlerin Maaria. Man muss sich nämlich schon ein wenig auskennen, um in der Sauna richtig loslassen zu können: „Grüße Löyly, den Geist der Sauna, und wirf das Böse hinaus!“ Mit dem Dampf also und mit der Wirkung der Kräuter kennt sich Maaria bestens aus.

Und weil man von der finnischen Sauna nie genug kriegen kann: Sina von „nordlandfieber“ geht mit Expertin Pauliina in Sysmä zunächst auf eine Kräuterexkursion. Der volle Korb wird aufgeteilt in Kräuter fürs Trinkwasser, fürs Fußbad und für die Sauna. Was sie dann auf Pauliinas Geheiß noch mit dem guten finnischen Torf angestellt haben, lest ihr am besten direkt bei Sina.

Geschüttelt, nicht gerührt, fühlt sich Stefan Weißenborn von „boardingcompleted“ auf dem Eisbrecher durch die Ostsee. Schauen wir mal, was der Kapitän zu der Sache meint, die Crew, der Reisebegleiter und die schneehungrigen Gäste aus wärmeren Hemisphären. Ein bisschen skurril wird die ganze Sache schon, wenn es dann im Teletubbie-Outfit zum Schwimmen geht.

Wenn eine Umarmung Geschichten erzählt.
Love is all you need.

Weiß, weiß, weiß sind alle meine Tage. Wie sich das Musher-Leben anfühlt, habe ich im finnischen Winter bei Sarianne und Jyri erfahren, die auch mal locker an die 4.000 Kilometer zurücklegen, um mit ihren Huskies an einem Rennen teilnehmen zu können.

Geschichten aus Norwegen

Über die Kultur der Sámi schreibt Gunda Hackbarth für die „Reisedepeschen“. Sie fliegt nach Tromsø, um zu Zeiten der Mitternachtssonne am Riddu Riđđu, einem indigenen Festival in Manndalen am Lyngenfjord teilzunehmen. Es werden emotionsgeladene Tage.

Noch mehr über das Leben der Sámi? Auf „Nordic Wanders“ erzählt Simon erster Hand über den „Cycle of life“. Der Historiker stammt nämlich aus einer Rentierzüchterfamilie in Nordnorwegen und hilft jedes Mal mit, wenn er auf Besuch zu Hause ist.

Am Lyngenfjord hat Kai von „mare.photo“ zufällig einen deutschen Auswanderer getroffen, der aus seinem Leben erzählt, während man gemeinsam in Lyngseidet auf die Fähre wartet. Jürgen bestärkt die Familie in ihrem Wunsch, ebenfalls nach Norwegen umzusiedeln.

Letztes Jahr etwa um diese Zeit habe ich mich ebenfalls in Nordnorwegen aufgehalten, ein Stück weiter südlich als Gunda und Kai allerdings. Im Hinterland von Bodø, das vor allem für die Überfahrten zu den Lofoten bekannt ist, traf ich eine Familie, die ins Möhrenbusiness eingestiegen ist. Man hat sich größtenteils aus den alten Jobs verabschiedet, um in Valnesfjord neu anzufangen. Manchmal kann es eben an einem Stück Gemüse liegen, wenn dein Leben sich radikal ändert.

Möhrensuppe
Die vielleicht beste Möhrensuppe der Welt

Geschichten aus Schweden

Den grandiosen Gastartikel „Kiruna auf Rädern“ der Journalistin Ekaterina Venkina findet ihr bei „Schwedenundso“. Es geht um ein Bergwerk, viel Eisenerz, viel Geld und die Geschichte Schwedens nördlichster Stadt, Kiruna. Dazu eine kurze Gegenüberstellung eines niederrheinischen Dorfes namens Kuckum, das dem Braunkohleabbau weichen soll. Ekaterina lässt in beiden Orten die Menschen zu Wort kommen: (Ur-)Einwohner, Engagierte, Denkmalpfleger, Gemeinderatmitglieder, Architekten, Umweltinspektoren.

Immer noch im Norden, doch ein Stück weiter südlich hat Sabine von „travel-stories“ die optimalen Begleiter zum Eisfischen in Arvidsjaur und für ein Outdoor-Cooking mitten in der verschneiten Landschaft gefunden. Auf dem Feuer gekochten Kaffee und Gebäck zur Fika gab es natürlich auch.

Eislanglaufen auf einem zugefrorenen See in Schweden, ist das nicht gefährlich? Nicht unbedingt. Wichtig ist, jemanden dabei zu haben, der sich mit den Farben von Eis und mit den Geräuschen des Sees auskennt, „seines“ Sees, dem Hjälmaren. Und dieser jemand könnte zum Beispiel ein schwedischer Gourmetkoch sein.

Das Glück liegt auf zwei Kufen.

Jetzt aber mal weg von Schnee und Eis: Andrea von „Schwedenhappen“ hat zwei ausgewanderte Belgier in einem Dorf namens Åmot getroffen, irgendwo im Nirgendwo, und noch ein gutes Stück nördlich von Uppsala. Hier dreht sich alles um Permakultur, Natur, Stille und ausgebüchste Hühner.

Reisender, kommst du nach Gotland, singe und werkele gemeinsam mit Einheimischen, backe den berühmten Safrankuchen, der sich ganzjähriger Beliebtheit erfreut, und lass dir von einem sympathischen Züchterpaar alles über Gotlandschafe erklären. Natürlich nicht ohne ebensolche höchstpersönlich zu treffen.

Erzählt mir eure Geschichten!

14 thoughts on “Geschichten aus dem Norden

  1. Ach, Elke, wie schön, dass du meine Geschichte hier aufgenommen hast! Freue mich und verspüre ganz große Sehnsucht nach Norden! Und dann entdecke ich Namen und Geschichten, die ich noch gar nicht kenne: Abendlektüre ist gesichert : ) Liebsten Gruß, Jutta

  2. Liebe Elke,

    da fällt mir als allererstes ein Animated Short Film ein, konzipiert nach einem finnischen Märchen: https://www.youtube.com/watch?v=sN5goxeTfjc
    Also erst einmal kein Blog, sondern einfach nur etwas richtig süß gemachtes. :)

    Dann ließ sich neulich noch der Blog einer Auswanderin in Finnland in meinem Favoritenkörbchen nieder: https://myyratohtori.wordpress.com/ Hier bekommt man mal ein bißchen mehr mit als in Fernsehdokus. Wie das Schulsystem sich vom deutschen unterscheidet zum Beispiel. (Im Hinblick, daß doch erst vor ein paar Wochen wieder wegen PISA gestöhnt worden war…)

    Vielen Dank für Deine wirklich nicht kurze Liste mit diversen spannenden Seiten!

    Liebe Grüße,
    Franziska

    1. Liebe Franziska,

      danke dir! Ja, die einzelnen Artikel mit nordischen Begegnungen aus dem Netz zu fischen, war in der Tat aufwändig. ;-)

      Danke für deine Tipps von Seiten, die ich noch nicht kannte. Auswanderer finde ich eh immer spannend.

      Liebe Grüße,
      Elke

  3. Liebe Elke,
    herzlichen Dank für das Verlinken. Und für diese zahlreichen Geschichten. Ich möchte sofort los, zu den Färör, nach Island, Finnland, Schweden…

    Ja, und eigentlich wollten wir sogar die Möhrenmarmelade probieren und waren sogar in dem Ort, weil uns Dein Artikel so begeistert hat. Aber irgendwie war ich zu schusselig, die Beiden am Valnesfjord zu finden, wenngleich man auch in Norwegen einiges über die Möhren aus dem Nordland lesen kann.
    Aber beim nächsten Mal bin ich besser vorbereitet.

    Und weil das so ist, freue ich mich schon jetzt ganz ungeduldig auf Deine nächsten Erzählungen.

    Lieber Gruß von Kai

    1. Danke dir, lieber Kai!
      Ehrlich, ihr wart am Valnesfjord? Das ist ja großartig. Die Leute betreiben das einzige Café im Dorf, soviel ich weiß. Und sie wollten ihr Lokal um B&B-Zimmer erweitern, in einem davon soll man im Winter über dem Bett Polarlichter sehen können. :-)
      Liebe Grüße,
      Elke

      1. Das wäre was. Könnte man sogar mit dem Zug reisen und von Bodø den Bus nehmen. Ist leider nur nichts für unseren Fellopa. Valnesfjord ist echt schön, nur hatten wir leider Regen. Und sobald das neue Rathaus in Bodø fertig ist, bin ich eh wieder dort. Hast Du den Bau gesehen? Völlig abgefahren.

        1. Ja, das Rathaus wird kurios, sehr schön! Weißt du, wann es fertig wird? Als ich dort war, sah Bodø wie eine einzige Baustelle aus, und auch Oslo singt „Weißt du, wie viel Kräne stehen?“ ;-)

          1. Ich meine, in diesem Jahr. Die Außenverkleidung war ja schon zur Hälfe fertig. Aber durch die Stadtmodernisierung und einhergehende Verteuerung haben auch dort viele Menschen Probleme, die sich Bodø nicht mehr leisten können.
            Übrigens gibt es gar nicht weit weg von Bodø ein Mädel, das eine Ausbildung zur Tischlerin macht und historische Holzboote baut. Der Tischler hat ihr angeboten, seinen Laden zu übernehmen, sie ist aber noch unschlüssig. Ist auf der Halbinsel Kjerringøy. Ich will sie beim nächsten Besuch treffen.
            Oslo macht mich ein wenig traurig. Das wird zum Wasser immer dichter. Ich finde, Kopenhagen ist in seiner Modernisierung deutlich besser gelungen. Da gibt es eine richtige Allee durch die modernen Hochhäuser, die aufeinander abgestimmt erscheinen. In Oslo sehe ich da keine klare Linie. Aber man kennt ja noch seine alten Ecken :-) Wir haben Freunde dort, deren Kinder zahlen schon für eine Zweizimmerwohnung 600.000 EUR. Ich weiß nicht, wie das geht :-(

          2. Letzteres findest du in Hamburg, München und SH auch, je nach QM-Zahl, Lage, Zustand. Nicht schön. Oslo hat sich in diverse Richtungen entwickelt, wobei die neue Bücherei und der Bucklige (Munch Museum)gewiss nicht die heimeligsten Architekturen sind. Aber das muss ich mir von drinnen noch ansehen. Die verbindende neue Promenade war schon mal eine prima Idee. Toll sind SALT, Vippa sowie die ganzen schwimmenden Saunen am Fjord. Muss noch drüber schreiben. :-)

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