Mit Lesung im Sonnenresort Hüttmann
– Werbung in Kooperation mit den Sonnenhotels –
Hinter Föhr reißt der Himmel auf, das Meer strahlt in allen Farben blau. Eine Sandbank zeichnet sich ab, das Wasser glitzert wie der Sternenhimmel in México. Es ist schön, wieder unterwegs zu sein, und wenn nur für ein Wochenende. Es ist schön, übers Wattenmeer zu fahren, den Wind im Haar.
Amrum – wie lange ist es her? Es muss der Mittsommer vor der Pandemie gewesen sein. Die Amrumer feiern die Sommersonnenwende am Strand von Nebel. Mit Tanz und Gesang, Trachtengruppe und Shanty-Chor, Würstchenbuden und einem Feuer.
Das Schiff zieht langsam durch die Blaukomposition unter mir, so gemächlich, als wären wir aus Lust und Laune auf dem Wasser. Ohne Ziel, ohne Eile. Dabei gibt es schon seit Tagen ein Problem bei Niedrigwasser, die Fahrrinne ist dann nicht mehr tief genug. An diesem Morgen ist genug Meer da, erst am nächsten Tag auf dem Rückweg kann ich das Wasser von der Fahrrinne hinaus schwappen sehen und den Wattboden daneben zum Greifen nah.
Davon erst mal keine Spur. Zur Linken reihen sich die Warften von Hallig Langeneß, wo ich im letzten September für Romanrecherchen war. Der zweite Teil der nordfriesischen Julchen-Krimis führt nämlich mitten ins Wattenmeer. Dort drüben habe ich im Wasser gestanden und den Fähren hinterher gesehen. Vom Schiff aus ist jetzt sogar die leere Warft zu erkennen, wie ein Sandhügel leuchtet sie auf.
Im Hafen von Wittdün
Und die Sterne stehen günstig. Genug Sonne, nicht zuviel Wind. Also leihe ich mir gleich am Anleger ein Rad und nehme den Weg am Watt entlang Richtung Norden. Das hat quasi Tradition und erscheint mir einfach wie das schönste Ankommen auf der Insel.
Überall Bewegung auf den Wiesen, die Küken der Graugänse sind von beachtlicher Größe. Munter picken sie nach dem Vorbild der Eltern im Gras. Letztere geben Obacht, haben die Umgebung immer im Blick. Nicht, dass sich jemand unbefugt nähert. Die Schreie der Austernfischer mischen sich mit dem Geschnatter der Ringelgänse, die ich schon längst auf dem Weg gen Norden wähnte.
Apropos Weg. Die letzten Sturmfluten haben ordentlich an der Kante genagt: Teilweise wird der Pfad schmal und sandig. Ich schiebe ein Stück. Hinter Nebel ändert sich die Lage. Ein geteerter Landwirtschaftsweg, der sich recht flüssig fährt.
Ich trete gegen den aufgefrischten Wind kräftig in die Pedale. Warum habe ich kein Pedelec ausgeliehen? Ach was, die acht, neun Kilometerchen! Das Rad schlenkert im hinteren Bereich ein wenig, da der kleine Koffer etwas unkonventionell auf dem Rucksack liegt und nur mit Gummis befestigt ist.
Angekommen. Ich biege nach Norddorf-Mitte ab, gleich hinter der Wiese muss es sein, das Sonnenresort Hüttmann. Das Zentrum des Ortes ist ein Dorfplatz, der zum Hotel-Areal gehört: die sogenannte Hüttmann-Wiese. Zur Rechten stehen ein paar Liegestühle bei einem Kiosk. Auch der gehört zu meinem Hotel wie weitere sieben Gebäude.
Hüttmann und die Anfänge
Dabei fing alles ganz übersichtlich, damals. Ein Mann namens Heinrich Hüttmann kam zur Kur nach Amrum. Das war 1892, als der Tourismus noch in Kinderschuhen steckte. Doch seine Frau Magdalena und er sahen das Potenzial. Kurzerhand erwarb man die zum Verkauf stehende Schulkate im Zentrum von Norddorf und begann mit ein paar Betten im „See-Pensionat“.
Hüttmanns bauten in den kommenden Jahren rege. Ein Speisesaal mit Theke und Tanzparkett entstand. Und wo ich einchecke, steht immer noch das dreigeschossige Haus im sogenannten Bäderstil. Mit seinen Balkonen versprüht das Haus mediterranes Flair. Ich besichtige schon mal das Kaminzimmer, Ort des Geschehens am Abend. Tatá! Hier soll die erste Lesung aus „Rindviecher im Nebel“ stattfinden. Wie ich mich darauf freue! Die Intimität des Raumes entzückt nicht nur mich, sondern auch die später eintreffenden Gäste.
Ab an den Strand
Zunächst düse mit dem Rad an den Strand, auch das hat Tradition. Das Meer ruft. Ich schlendere über den Holzsteg und weiter durch den Sand bis zur Wasserkante. Besser kann man nicht entspannen. Der Kniepsand, die Dünen und die gute Luft sind Amrums größte Kostbarkeiten. Deswegen kamen die Kurgäste zu Hüttmanns Zeiten hierher, und sie tun es heute noch. Man könnte ewig neben den plätschernden Wellen laufen und die Aerosole einatmen.
Doch im Hotelbistro „Dat Sünn Huus“ wartet ein frühes Dinner mit Fisch und Kräutersalat auf mich. Erdbeer-Tiramisu. So gut. Gestärkt bereite ich mich auf die Lesung vor. Etwas aufgeregt auch. Die Gäste sitzen schon da und unterhalten sich angeregt, als ich im Kaminzimmer erscheine. So denke ich, man hat sich hier auf ein Gläschen Wein nach dem Abendessen getroffen. Aber nein, sie kennen einander gar nicht. Man kommt aus diversen Hotels und Orten und ist wegen der Lesung hier!
Vier Mal Amrum
Wir plaudern ein bisschen, dann lege ich los. Die Zeit verfliegt, die Atmosphäre könnte nicht besser sein. Vielleicht im Herbst, wenn das Feuer im Kamin knistert. Insgesamt werde ich nämlich vier Mal zum Lesen auf die Insel fahren. Und ich freue mich schon auf die nächsten Termine im August, September und Oktober. (Siehe auch Lesungen.)
Später drehe ich eine Runde mit dem Rad. Ich schaffe es so gerade noch zum Sonnenuntergang zum Kniepsand, wo die letzten Strandbesucher:innen mit dicken Decken den Strand verlassen. Der Wind weht ganz schön frisch, ich fröstele unter dem Trench.
Ganz im Norden lockt das Naturschutzgebiet der Odde, doch gleich hinter Norddorf haben sich weitere Graugänse mit samt flaumigem Gössel versammelt. Eine Familie will wohl Neuland testen und klettert einen grünen Gartenwall hinauf. Die Kleinen rupfen eifrig Gras, während der Herr Papa mich anpflaumt, als ich langsam vorbeifahre. Oder war es die Frau Mama? Diese Gänse kennen kein Pardon.
Angekommen in meinem Zimmer im ersten Stock werfe ich noch einen Blick auf Norddorf bei Nacht. Zuvor, bei Tageslicht, konnte ich bis zu den Dünen schauen. Die Make-up-Tonalität im Zimmer hat etwas Beruhigendes. So oder so: Auf Amrum schläft es sich gut. Nur geht das Wochenende viel zu schnell vorbei.
So denke ich zumindest, als ich am Morgen im Restaurant vor dem weiträumig aufgebauten Frühstück stehe. Keine Frage, ich muss den Tag mit fluffigem Marmorkuchen beginnen. Doch wie soll man sich an einem einzigen Morgen durch das Büffet schlemmen? Zwar ist der Appetit auf einer Insel wie Amrum immer etwas größer, doch muss ich wohl weitere kulinarische Maßnahmen auf den nächsten Besuch vertagen.
Zum Glück komme ich wieder. Man muss ja auch mal in die Sauna.
Text und Fotos: Elke Weiler