Norwegen à la carte

Norwegen

Es muss Anfang der 2000er gewesen, als ich zum ersten Mal nach Norwegen kam. Und das war noch nicht einmal meine Idee, denn mich zog es traditionell eher in den Süden. Eine befreundete Journalistin regte an, eine individuelle Outdoor-Reise nach Fjordnorwegen anzufragen. Das klappte nicht nur, sondern wurde auch extrem sportlich.

Nach einer Woche kehrte ich mit der Erkenntnis nach Düsseldorf zurück, dass Norwegen wunderschön ist, aber die Norweger eine gänzlich andere Auffassung von Begrifflichkeiten wie „leichte Aktivitäten“ haben. Wir wanderten, radelten und stiegen aufs Pferd. Am Ende konnte ich mich vor Muskelkater kaum mehr bewegen, kehrte aber mit frischem Teint zurück nach Hause. Der guten norwegischen Luft sei Dank.

Damals arbeitete ich als freie Reisejournalistin für Zeitschriften und Zeitungen, doch einen Teil des Outputs habe ich in den Blog gerettet, die Radtour über den Rallarvegen. Vorsicht, analoge Fotos! Seitdem hat es mich immer wieder nach Norwegen gezogen, zuletzt im Februar 2020 nach Oslo. -Also exakt bevor die Pandemie unser aller Leben beschlagnahmte, auf den Kopf stellte, durch den Fleischwolf drehte und bitte auch irgendwann wieder ausspuckt, das alte Monster.

Highlights gab es viele in diesen vergangenen 20 Jahren, darunter die Winterreise nach Bodø und zum Valnesfjord. Die Nacht auf der Leuchtturminsel Store Torungen in Südnorwegen. Die Entdeckung der Streetart in Stavanger. Oder die unvergessliche Nacht in der Gamme im mittelnorwegischen Trøndelag. In der ich zwar nicht schlafen konnte, aber träumen.

Lieblingsspeise

Auf meiner letzten Reise nach Oslo habe ich unter anderem meine Leidenschaft für „sveler“ entdeckt. Dabei handelt es sich um norwegische Pfannkuchen, etwas dicker als unsere und auch etwas leckerer. Ich habe meine erste “svela“ in der coolen Foodhall Vippa verspeist. Zu Hause habe ich natürlich nach Rezepten gesucht, und wurde bei Norwegenstube und Zauberkarussel fündig. Die Kefir-Hirschhornsalz-Variante trifft das Original am besten, aber Buttermilch geht als gute Alternative durch. Genial dazu: das im Sommer eingefrorene und nun aufgetaute Püree unserer eigenen Erdbeeren. Und noch ein Tipp: Viele Norwegen-Rezepte von der Waffeltorte bis zum Skrei-Gericht findet ihr auf Michaelas Blog Mahtava.

Was das Thema Bücher angeht, habe ich bereits ein paar Lesetipps für Norwegen zusammengestellt, darunter Bücher von Karl Ove Knausgård, Lars Lenth und Maja Lunde. Weitere schöne Empfehlungen findet ihr bei Maren vom Auswandererblog Neuschnee, die in Oslo lebt. Ganz frisch in meiner virtuellen Bibliothek steht „Gehen oder die Kunst, ein wildes und poetisches Leben zu führen“ von Tomas Espedal. Es handelt von einem Mann, der sein altes Leben und seine Familie zurücklässt und zu Fuß von Norwegen durch Europa reist. Im Gepäck nichts als sich selbst. Ich bin gespannt.

Kommen wir zu den Filmen. Vor nicht allzu langer Zeit lief die Serie ”Lifjord“ auf One, sie ist leider nicht mehr in der Mediathek zu finden, wohl aber bei Streamingdiensten. Rückkehrer Aksel wird in seiner kleinen Heimatstadt am Fjord mit der Vergangenheit konfrontiert, die ihn einst aus Norwegen vertrieben hatte. Die Filmemacher schaffen es, die Spannung über zwei Staffeln zu halten, dann folgt endlich die Aufklärung eines 20 Jahre zurückliegenden Mordes. Das Ende wird nicht jedem gefallen, für mich der einzige Kritikpunkt an der Serie.

Und die Musik

Eine der besten Serien aus Norwegen ist für mich „Occupied“. Hierin werfen wir einen Blick in eine Zukunft, in der Europa eine grüne Energiewende im Land der Fjorde verhindern will und Russland auf den Plan ruft. Der Ministerpräsident wird gekidnappt, eine russische Invasion steht bevor. Wie reagieren Menschen, wenn sie nach und nach die Kontrolle über ihre demokratischen Rechte verlieren? Ideengeber für die Serie war der Krimiautor Jo Nesbø. Die Staffeln sind bei einigen Streamingdiensten zu finden.

Kein perfekter Norwegenabend ohne Musik. Allerdings bin ich nicht gerade Spezialistin für skandinavischen Sound, der mir oft dunkel und wehmütig erscheint. Perfekt für Serien, während ich je nach Stimmungslage Schwungvolleres bevorzuge. Trotzdem habe ich mich an eine skandinavische Playlist gewagt, die in ihrer Zusammenstellung vermutlich verrückter nicht sein könnte. Da kommen Soundtracks wie der von „Lifjord“ genauso vor wie ein grönländischer Kehlkopfgesang, eine finnländische Humppa, ein Song von Abba, mehrere von Mando Diao sowie von dem wunderbaren Kaleo aus Island. Live erlebt habe ich bislang davon nur Babylove & The Van Dangos mit ihrer Reggae-Huldigung an die Rolle des Badehauses: „Bathhouse, so sweet“. Ein wilder Mix der Stile und Länder, der stetig wächst. Und zum Dinner passt die Liste – für euch getestet.

Ich freu mich über eure Tipps, egal ob Buch, Film, Food oder Musik!

Text und Fotos: Elke Weiler

8 thoughts on “Norwegen à la carte

  1. Liebe Elke. Dein Artikel ist, als würde ich meinem Hund eine Wurst vor die Nase halten und sagen „Die kriegst Du gerade nicht…-)“

    Unbedingt als preiswerte Einkehr überall in Norwegen: Ganz normale Herzwaffeln mit Rømme, eine Art Crème fraîche. Dazu einen Klecks Marmelade. Alternativ auch der beliebte Karamellkäse. Gibts mindestens in jedem Museumscafé mit Kaffee bis zum Abwinken. Und oft kommt man damit auch mit den Bedienungen ins Gespräch und erfährt Geschichten über den Ort.

    Auch sehr lecker: Norwegische Schokolade: Freia und Smash:-). Und wer immer noch glaubt, er müsse seine Lebensmittel für den Urlaub einführen:-) Norwegische Haferflocken. Preiswert und sehr lecker.

    Musik: Secret Garden (haben mal den ersten Platz im Grand Prix gemacht) oder Sissel Kirkebo. Sie war sogar schon in Flensburg

    Ein Buch: Outdoorhölle aus dem Dumontverlag. Herrlich. Die Norweger sind ja bei jeder Möglichkeit draußen und bewegen sich. Außer einem. Und genau dieser (ein Komiker) schreibt dieses Buch….

    Ach ja, wir könnten, wenn wir könnten…..

    Liebe Grüße
    Kai

    1. Danke dir, lieber Kai!
      Ja, die Waffeln mag ich auch gerne! Und den Spezialkäse hab ich nach anfänglichen Zweifeln schätzen gelernt. Ich glaube, das war bei den Ziegen in Undredal. :-) In die Musiktipps werde ich später noch reinhören! Das Buch klingt sehr gut. :-)
      Liebe Grüße (seid ihr schon im Stress?)
      Elke

      1. Secret Garden passt irgendwie gut zur Landschaft. Nocturne war übrigens der Grand Prix-Titel.
        Aber was mir zu Musik und Landschaft noch einfällt: Der Per Gynt Vej bei Lillehammer. Eine ganz andere Art, das Land wahr zu nehmen.
        Stress haben wir eigentlich nicht. Auch, wenn Corona alles komplizierter macht. einzige Sorge, dass wir nicht rein dürfen. Aber wir haben vorsichtshalber einen Großteil der Möbel verkauft um mit wenig umzuziehen und sortieren fleißig aus. Jetzt lassen wir alles auf uns zukommen. Zumindest hat die Verkäuferin schon ihr Geld.

        P.s.
        Wenn Du Lust hast, schicke ich Dir das Buch. Kannst es ja dann weiter verschenken.

        1. Deal! Und ich schicke dir das nächste Buch von mir, das gedruckt ist. ;-)

          Ihr dürft schon rein! Wenn ich mich recht erinnere, habt ihr in Südjütland auch eine sympathische Betreuerin für Neubürger:innen, hab ich mal bei „Moin Lieblingsland“ mal gesehen.

          Toitoitoi!!!

  2. Norwegen ist schon eine Reise wert. Und dann diesen leckeren Pfannkuchen probieren. Eine Schiffstour durch die Fjorde ist bestimmt ein Erlebnis und dann eine Fahrt nach Lifjord, wo diese Serie gedreht wurde mit diesem tollen Schauspieler Aksel.

  3. Liebe Elke, bei allen „Verliebtheitsfaktoren“ über Norwegen bin ich ganz bei Dir. Die Playlist höre ich gerade neben dem Arbeiten mit guten Boxen am Rechner . Vielen Dank – ich reise innerlich durch die nordische Hemisphäre. Ganz viele gute Serientipps haben wir wie auch wachsende Playlists haben wir in unserer Mediathek von skandinavien.live . Bei allzu großer Sehnsucht können alle bei uns wenigstens virtuell in den Norden reisen. In Livestreams finden sich Naturführungen, Konzerte, Interviews – die wir zusammengestellt haben. Ich habe gerade die Serie „Magnus“ geschaut – total schräg – aber ich mag diese Schrägheit.
    Herzliche Grüße von Geertje

    1. Liebe Geertje, danke dir! Nach Magnus habe ich gerade gesucht, das wirkt lustig! Und in eure Livestreams muss ich auch unbedingt mal hineinschauen. Ich hätte nämlich Lust auf ein Konzert. :-) Liebe Grüße von der Küste! Elke

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